Bergneustadt-Hackenberg – Die Klimaschutzsiedlung “Am Wiebusch” im Bergneustädter Stadtteil Hackenberg ist letzten Mittwoch (17.05.2023) zum ersten Klimaquartier in Nordrhein-Westfalen gekürt worden. Gleichzeitig gewinnt die geplante Siedlung klare Konturen; in der heutigen Pressekonferenz (22.05.2023) gaben die verantwortlichen Akteure genauere Einblicke in Planung und Leben im Klimaquartier.
Klimaschutzsiedlungen gibt es bereits einige, auch im Oberbergischen. Das Klimaquartier “Am Wiebusch” zeichnet sich jedoch durch einige Besonderheiten aus. Ziel war eine möglichst hohe Energieeffizienz zu einem erschwinglichen Preis zu erreichen. Das betrifft die Baustoffe wie etwa die Dämmung, bei der auf nachhaltige Rohstoffe gesetzt werden soll, ebenso wie die Energiegewinnung.
Zu allem kommt, dass hier in Rekordzeit gearbeitet wurde. Eikamp GbR, Stadtverwaltung und Stadtpolitik haben hier Hand in Hand mit der AggerEnergie, den Stadtwerken Solingen und der Sparkasse Gummersbach zusammengearbeitet, um innerhalb von 14 ½ Monaten an diesen Punkt zu kommen.
Energie möglichst ohne Fremdbezug
Heizung und Warmwasser über Wärmepumpe, Photovoltaik auf jedem Dach – beides setzt sich langsam aber sicher als Standard durch, für den man nicht in eine Klimaschutzsiedlung ziehen muss. Ein gewisses Maß an Autarkie ist dadurch jedoch nur gegen einen hohen Preis für Speicher möglich. An dieser Stelle kommen AggerEnergie und Stadtwerke Solingen ins Spiel: Gemeinschaftlich planen, bauen und betreiben diese Kooperationspartner die Schlüsseltechnologien des Klimaquartiers.
Der Strom aus den Photovoltaikanlagen dient jedem Haus zunächst zur Eigenversorgung. Überschüssiger Strom wird jedoch in einen zentralen Speicher geleitet, der dem gesamten Klimaquartier zur Verfügung steht. Ähnlich verhält es sich auch mit den Wärmepumpen: Ein sogenanntes “Kaltes Nahwärmenetz” wird bis in jedes Haus verlegt. Um die Wartung müssen sich die neuen Eigenheimbesitzer nicht kümmern. AggerEnergie und Stadtwerke Solingen übernehmen diese Arbeiten im Rahmen eines Kontrakts. Durch die hohe Autarkiequote können die Preise jedoch gering gehalten werden, auf Fremdbezug wird so weit wie möglich verzichtet.
Konkrete Konturen des Klimaquartiers
Die 26.400 m² werden auf etwa 36 Grundstücke aufgeteilt. Die genaue Anzahl lässt sich noch nicht bestimmen; 36 Einfamilienhäuser sind denkbar, doch können Grundstücke auch aufgeteilt werden, um darauf Tinyhäuser in unterschiedlicher Größe zu realisieren. Wer hier bauen kann, das entscheidet ein Punktesystem, das durch die Stadtpolitik beschlossen wurde und nun durch den Vertrieb über die Sparkasse umgesetzt wird. Auf der Interessentenliste stehen bereits etwa 90 Anfragen, in drei Fällen bestehen konkrete Planungen. Die eigentliche Bewerbung der Grundstücke beginnt jedoch erst jetzt.
Verschiedene Voraussetzungen müssen für einen Bau im neuen Klimaquartier erfüllt werden. Dazu zählen beispielsweise die nachhaltigen Dämmstoffe, aber auch ein Energie-Kontrakt oder der Bau innerhalb von 24 Monaten. Die Eikamp GbR hat anhand einer Liste von Bauunternehmern und Fertighausanbietern eine Beispielrechnung gefertigt: Für ein Einfamilienhaus mit 150 m² Wohnfläche und einer zusätzlichen Einliegerwohnung mit 50 m² kommt man auf einen stattlichen Preis von 750.000 Euro. Die sogenannte “zweite Miete” entfällt allerdings, zudem bestehen verschiedene Fördermöglichkeiten sowie die Option auf eine KfW-Förderung.
Autorin: Amei Schüttler