KommunenRatgeber

Erste Hilfe für Opfer von Gewalttaten dank Traumaambulanz Oberberg

Oberbergischer Kreis – Viel häufiger, als man vielleicht annehmen mag, werden Menschen aus unserem indirekten und direkten Umfeld Opfer von Gewalttaten. Unter diese fallen unter anderem Opfer häuslicher, sexueller sowie auch krimineller Gewalt. Um die erlebten Geschehnisse zu verarbeiten suchen sich Betroffene häufig Hilfe in der Familie, dem Freundeskreis oder aber auch bei professionellen Beratungsstellen. Doch nicht jedem von ihnen gelingt dieser schwere und langwierige Prozess. Nicht selten bleiben bestimmte Symptome, wie Schlafstörungen, Alpträume oder Angstzustände, bestehen und bestimmen den Alltag. Dieser seelische Zustand macht es den Leidenden nur schwer möglich, ein normales Leben zu führen. An dieser Stelle sind spezifische psychotherapeutische Behandlungen nötig, die eine Chronifizierung vorbeugen oder stoppen. Der Weg über die Krankenkasse zu solch einer speziellen Behandlung dauert meist mehrere Monate an und Krankenhäuser verfügen nicht über die benötigten Mittel, um außerhalb einer ambulanten Behandlung agieren zu können.

Traumaambulanz-Oberberg

Und hier greift die Traumaambulanz ein: Um auch Betroffenen im Oberbergischen Kreis schnelle und qualifizierte Hilfe anbieten zu können, etablierte das Klinikum Oberberg in Zusammenarbeit mit dem LVR die erste Traumaambulanz für die oberbergische Region. Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Psychologen, Sozialpädagogen sowie auch Fachpfleger bilden hier ein gemeinsames Netzwerk mit der Kreispolizeibehörde, den Ämtern für Gesundheit, Jugend und Gleichstellung des Oberbergischen Kreises und weiteren Beratungsstellen sowie Frauenhäusern aus der Region. Opfer von Gewalttaten können sich hier (telefonisch) melden, sobald sie akute Beschwerden bemerken –seien diese kurzfristig oder langanhaltend. Dabei ist nicht entscheidend, ob es Kinder, Jugendliche oder Erwachsene sind, denn häufig besteht –besonders bei häuslicher Gewalt- ein ganzes System an Betroffenen. Zum Beispiel der Zustand des eigenen Kindes kann Eltern belasten und Hilfsbedarf zur Folge haben.

Traumaambulanz-Oberberg2

In einem Beratungstermin, welche die Traumaambulanz zum schnellstmöglichen Zeitpunkt organisiert, entscheiden Fachkräfte durch Professionalität und Erfahrung in der Traumatherapie schließlich über die Dringlichkeit des Zustandes eines Betroffenen. Hierbei wird zunächst diagnostiziert, ob überhaupt eine zu behandelnde psychosomatische Störung droht oder gar vorliegt. Auf dieser Basis wird der Betroffene ausführlich beraten und ein Plan des weiteren Verlaufs wird ihm vorgestellt. „Dieser Plan ist wichtig für die Erkrankten, denn er entlastet Sie auf ihrem Weg der Genesung“, sagt Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikum Oberberg. Bei Opfern von Gewalttaten, die in den Rahmen des Opferentschädigungsgesetzes des Soziales Entschädigungsrechts (§ 68 SGB I ) fallen, wird eine schnelle Behandlung mit ganz neuen Möglichkeiten für das Klinikum Oberberg umsetzbar. Geschädigte können dann stationär bei der Traumaambulanz die Behandlung bekommen, welche sie benötigen. Auch eine medikamentöse Unterstützung ist möglich, sofern diese nötig ist. In der Traumaambulanz haben Betroffene die Chance mit Hilfe den Antrag des OEG auszufüllen und diesen auf direktem Wege an den Landschaftsverband Rheinland zuzustellen. Durch diesen Antrag entfallen für den Geschädigten die Kosten für die Behandlung (bis zu 15 Sitzungen). „Es ist hierbei wichtig zu entscheiden, welcher Fall wirklich ein Fall ist, der schnellstmöglich behandelt werden muss“, erklärt Claus Gehling, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Marienheide. Rund 56% aller Opfer von Gewalttaten erleiden dauerhafte Einschränkungen ihrer Gesundheit. Grundsätzlich bekommt aber jeder Geschädigte Hilfe, egal welcher Fallgruppe er angehört. Bei Betroffenen außerhalb des Opferentschädigungsgesetzes liegen dem Klinikum jedoch engere Handlungsspielräume und limitierte Möglichkeiten der Behandlung vor.

v.l.: Peter J.Anders (Fachbereichsleiter LVR), Sascha Klein (Geschäftsführer Klinikum Oberberg), Dr.Torsten Brömel (Kinder- und Jugendpsychiatrie) und Claus Gehling (Allgemeinpsychiatrie)
v.l.: Peter J.Anders (Fachbereichsleiter LVR), Sascha Klein (Geschäftsführer Klinikum Oberberg), Dr.Torsten Brömel (Kinder- und Jugendpsychiatrie) und Claus Gehling (Allgemeinpsychiatrie)

Der Vertrag zwischen dem Klinikum Oberberg und der LVR ist bereits unterschrieben und die Traumaambulanz etabliert und damit wird nun auch eine Lücke für die oberbergische Region geschlossen. Nun liegt es lediglich daran, Menschen über die Existenz der ortsnahen Traumaambulanz zu unterrichten. Es ist wichtig, dass Opfer von Gewalttaten wissen, dass in ihrem nahen Umfeld Möglichkeiten bestehen, schnelle und qualifizierte Hilfe zu bekommen, die den Zugang zu therapeutischen Behandlungen leichter macht.

Hierfür werden künftig an allen wichtigen stellen im Oberbergischen Kreis Flyer ausgelegt, welche die Menschen über die Traumaambulanz Oberberg informieren und aufklären sollen. Diese enthalten wichtiges Wissen sowie Sprechzeiten und die Telefonnummer (Für Erwachsene: 02264-24242, in Notfällen: 02264-240, für Kinder: 02261-80593, in Notfällen: 02264-24333) unter der sich Geschädigte Hilfe suchen können.

Text und Fotos: Aline Walter

Veröffentlicht von:

Aline Walter
Aline Walter ist Redakteurin und kaufmännische Mitarbeiterin bei ARKM. Als Reporterin versorgt die Studentin des Medienmanagements sowie der Unternehmensführung die Oberberg-Nachrichten täglich mit aktuellen Nachrichten und Berichten aus der Region.

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