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Quantität statt Qualität beim Ausbau der Kindertagesstätten

Endlich wird in Deutschland die Lage der Betreuungsplätze für Kinder ernst genommen. Was in anderen Ländern schon lange Standard ist, wird jetzt hier angegangen. Doch können die Ziele noch rechtzeitig erreicht werden?
Seit gesetzlich festgelegt worden ist, dass der Ausbau der Kindertagesstätten vorangetrieben werden soll, werden in Kommunen in Rekordtempo neue Betreuungsplätze geschaffen. Schließlich besteht ab August 2013 ein Rechtsanspruch auf einen Platz für Kinder schon ab einem Jahr. Was in anderen Ländern wie Niederlande, Belgien oder Norwegen schon gang und gäbe ist, wird in Deutschland nun auch eingeführt. Denn Wirtschaft und Politik haben ein starkes Interesse daran, Mütter frühzeitig den Wiedereinstieg in den Beruf zu fördern. Aufgrund des Fachkräftemangels sind Frauen zunehmend gefragt zu arbeiten. Immer mehr Frauen möchten zudem auch arbeiten.
Möglichkeiten beim Ausbau
Kommunen müssen nun den Bedarf an Betreuungsplätzen decken. Hier werden zum Beispiel viele neue Kindertagesstätten gebaut. Diese müssen bestimmten Anforderungen entsprechen. Neben einem Gruppenraum zum Toben und Schlafen werden auch auf Kinder angepasste Sanitärräume benötigt. Auch eine Möglichkeit für Kinder draußen zu spielen, sollte vorhanden sein. Zu viele Straßen dürfen dabei nicht überquert werden. Inspirationen zur musikalischen Frühförderung, Spracherziehung und sonstigen Bausteinen gibt es auf http://www.buhv.de/kindergarten_kita/Bausteine-Kindergarten.html zu lesen. Einige Kindertagesstätten verzichten auch auf übermäßig viel Spielzeug. In den sogenannten Waldkindergärten spielen zum Beispiel schon Kleinkinder bei jedem Wetter im Wald. Statt Rassel und Legosteine werden den Kindern Sägen und Schnüre gegeben, mit denen sie sich eigenes Spielzeug aus den Materialien, die die Natur ihnen zu bieten hat, basteln können. Auch in der Waldorfpädagogik wird Wert auf natürliche Materialien gelegt. Zunehmend setzten sich außerdem Konzepte durch, wo Kindern viel Freiraum gelassen wird, sich selbst zu entfalten. Die Montessori Pädagogik ist ein Vertreter dieser Richtung. Eltern richten meistens, weil sie keinen Kitaplatz bekommen haben, immer häufiger Elterninitiativkitas ein. Hier haben Eltern viel Mitspracherecht in puncto Gestaltung, Tagesablauf oder auch Ernährung der Kinder.
Ausbau auf Kosten der Kinder?
Nicht nur werden vermehrt neue Kindertagesstätten geschaffen. Auch werden Gruppen vergrößert und auch sonstige Betreuungsmöglichkeiten wie Tagesmütter geschaffen. Nicht immer kommt dies den Kindern zugute. Denn aufgrund mangelnder Erzieher wird der Betreuungsschlüssel erhöht. Gerade Kleinkinder brauchen jedoch viel Betreuung. Wissenschaftler haben festgestellt, dass ein Betreuer-Kind Verhältnis von 1:3 hinreichend ist. Es mangelt jedoch an gutem Personal. Eine Ausbildung als Erzieher dauert schließlich vier bis fünf Jahre.
Betreuungsplatz ist wohnortsabhängig
Ob Kinder einen Kitaplatz bekommen, ist in Deutschland abhängig vom Wohnort. Es gibt hierbei ein starkes Ost-West Gefälle, aber auch der Unterschied zwischen Stadt und Land ist deutlich sichtbar. Zu DDR Zeiten wurden in den neuen Bundesländern viele Betreuungsplätze geschaffen. Länder wie Sachsen-Anhalt, die die höchsten Betreuungsquoten haben, profitieren heutzutage davon. Wer in Nordrhein-Westfalen wohnt, muss sich hier schon richtig ins Zeug legen, einen Kitaplatz zu bekommen. Lediglich 15 Prozent aller Kinder unter 3 wird hier außerhalb der eigenen vier Wände betreut.
Bevor wir in Deutschland skandinavische Verhältnisse haben, ist es also noch ein langer Weg. Da hätte die Politik schon früher mehr Anreize zum Beispiel für die Ausbildung zum Erzieher schaffen müssen.

Veröffentlicht von:

ARKM-Zentralredaktion
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