HSG Wetzlar – VfL Gummersbach (Samstag, 19:00 Uhr).
Die Duelle HSG Wetzlar gegen den VfL Gummersbach sind seit dem Aufstieg der Mittelhessen in die „stärkste Liga der Welt“ im Jahr 1998 fast immer „Duelle auf Augenhöhe“ gewesen, wobei nicht selten die bessere Tagesform am Ende den Ausschlag über Sieg oder Niederlage gab – oder, wie zuletzt noch in der vergangenen Saison beim 30:30 – ohne Sieger endete. Und auch diesmal verspricht allein die Tabellenkonstellation wieder eine ausgeglichene Partie, denn den VfL (7./10:10 Punkte) und Wetzlar (10./8:12) trennen gerade einmal zwei Punkte. Und noch etwas haben die beiden Vereine in dieser Saison gemeinsam; sie sind sehr vom Verletzungspech verfolgt. Während aktuell beim VfL Kevynn Nyokas, Mark Bult, Julius Kühn und Matthias Puhle verletzungsbedingt ausfallen, muss HSG-Trainer Kai Wandschneider, der übrigens vergangene Woche seinen Vertrag bei den Hessen bis 2019 verlängert hat, längerfristig auf Linksaußen Maximilian Holst, dem portugiesischen Rückraumrechten Joao Ferraz und Neuzugang Philipp Pöter verzichten.
Aber, anders als der VfL haben die HSG-Verantwortlichen auf diese personellen Ausfälle reagiert und sind in den letzten Wochen gleich dreimal auf dem Transfermarkt aktiv geworden. So wurde mit dem Dänen Kaspar Kvist ein neuer Linksaußen verpflichtet, der einen glänzenden Einstand in Wetzlar feierte und selbst den vorjährigen HSG-Torjäger Nr. 1, Maximilian Holst, vergessen lässt. Für den Rückraum wurde der Schwede Emil Berggren, den vielen Handballfans noch aus seiner Zeit beim Bergischen HC bekannt sein durfte, verpflichtet. Und die jüngste Verpflichtung, der 22-jährige Stefan Cavor, soll die Lücke von Joao Ferraz schließen und zusammen mit seinem Landsmann aus Montenegro, Vladan Lipovina, von der halbrechten Rückraumposition für Druck sorgen. Cavor, der just gegen den VfL Gummersbach sein Bundesligadebüt feiern wird, wurde kurzfristig vom ungarischen EHF-Cup-Teilnehmer Csurgoi KK verpflichtet und erhielt einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017.
„Die Nachverpflichtungen zeigen, wie ambitioniert der Verein ist“, erklärt auch VfL-Trainer Emir Kurtagic, der ein Duell auf Augenhöhe erwartet, bei dem es auf mehrere Faktoren ankommt. Um die Moral und den Einsatzwillen bei seinen Jungs muss er sich keine Sorgen machen, und auch die Fehlerquote wurde zuletzt stark reduziert. Zudem werde man eine gute Torhüterleistung benötigen, um in Wetzlar zu bestehen. Personell wird sich beim VfL im Vergleich zum Spiel gegen Lemgo nichts ändern.
Vor dieser Saison musste die HSG Wetzlar mit Nationaltorhüter Andreas Wolf (THW Kiel) und Torjäger Steffen Fäth (Füchse Berlin) u.a. zwei Leistungsträger abgeben.
Aber dafür wurden auch einige namhafte Neuerwerbungen an die Lahn gelockt. Neue Nummer 1 im Tor ist jetzt der Champions-League erfahrene Benjamim Buric, der vom slowenischen Spitzenclub Gorenje Velenje nach Hessen wechselte und speziell beim sensationellen 27:24-Heimsieg gegen den THW Kiel – bisher die einzige Kieler Niederlage in der laufenden HBL-Saison – selbst einen Andreas Wolf vergessen ließ. Einen überragenden Einstand bei den Hessen feierte bisher aber auch der Ex-Leipziger Philipp Weber, der nicht nur die interne Torschützenliste anführt, sondern in der HBL-Torschützenliste mit 67 Toren, davon 31 Siebenmeter, knapp hinter dem Ex-Gummersbacher Ole Rahmen (68/15) auf Rang zwei liegt. Mit Ex-Nationalspieler Stefan Kneer, der vom Deutschen Meister Rhein-Neckar-Löwen zur HSG wechselte, kam zudem ein erfahrener Spieler, der vor allem als Abwehrspezialist gilt. Und mit dem norwegischen Rechtsaußen Kristian Björnsen gelang den HSG-Verantwortlichen ein echter Coup, denn der Linkshänder gehörte bei der vergangenen Europameisterschaft in Polen zu den positiven Turnierüberraschungen.
Zu den Leistungsträgern der HSG gehört natürlich auch der junge Kreisläufer Jannik Kohlbacher, der mit 39 Feldtoren hinter Weber auch den zweiten Platz in der HSG-internen Torschützenliste belegt. Aber nicht nur mit der ersten Sieben kann Trainer Wandschneider, der seit 2012 überaus erfolgreiche Arbeit in Wetzlar leistet, eine starke Truppe aufs Parkett schicken. Mit Torhüter Nikolai Weber, Spielmacher Filip Mirkulovski, Tobias Hahn, Anton Lindskog und Evars Klesniks stehen ihm weitere erfahrene Akteure zur Verfügung.