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Wiehl: Interkulturelles Gartenprojekt wächst und gedeiht

Beim gemeinsamen Gärtnern im Neu-Land Wurzeln schlagen

Wiehl – Sieben Flüchtlingsfamilien in Wiehl mit über 40 Angehörigen können in diesen Tagen den ersten Salat aus eigener Erzeugung ernten. Die knackigen Bio-Salate wachsen in Hochbeeten und Gärten, die seit dem zeitigen Frühjahr mit tatkräftiger Unterstützung einheimischer Gärtnerinnen und Gärtner unmittelbar bei ihren Unterkünften in Bielstein, Morkepütz, Wiehl und Oberwiehl angelegt worden sind. Blumen und Kräuter, Kohl und Tomaten, Zwiebeln und Kartoffeln, Mangold, Zucchini, Auberginen und Paprika tragen zur Selbstversorgung bei.

Quelle: Karin Vorländer
Quelle: Karin Vorländer

Etwa 5000 Pflänzchen hat Bio-Gartenfachmann Franz Meuter gemeinsam mit Geflüchteten und Mitgliedern des interkulturellen Gartenprojektes in seinem Gewächshaustunnel vorgezogen und an die verschiedenen Standorte verteilt. Dort werden sie jetzt liebevoll gepflegt. Bis es so weit war, gab es nach den ersten beiden Treffen im Winter viel Arbeit – und erfreulich viel Unterstützung aus der Bevölkerung. Kompost, Mutterboden und Pferdemist mussten anhängerweise besorgt und ausgebracht werden. Biobauer Ufer aus Bierenbachtal spendete Saatkartoffeln, Mitglieder der Initiative stellten Gartengeräte oder Stauden zur Verfügung, eine Firma spendetet Paletten, Freunde gaben Geld für Holz und Schrauben, Vermieter erlaubten großzügig, dass ihr Rasen im Vorgarten umgegraben und in Gemüsebeete verwandelt wurde.

Quelle: Karin Vorländer
Quelle: Karin Vorländer

Für die Familien aus Syrien, dem Libanon und Afghanistan ist dabei manches neu. Wann genau sollte Kopfsalat geerntet werden? Wie etwa bereitet man Mangold zu? Wie werden Paprika und Auberginen im vergleichsweise kühlen deutschen Klima gedeihen? Wachsen hier auch Kichererbsen? Welches fremde Unkraut muss gejätet werden? Was tun gegen gefräßige Schnecken? Und wie wird der Koriander wachsen, den Franz Meuter auf besonderen Wunsch ins Sortiment aufgenommen hat? „Für unsere Küche ist Koriander unentbehrlich“, so der gelernte Elektriker Emad F. aus Syrien, der leidenschaftlich gerne kocht und davon träumt, hier ein Spezialitätenrestaurant zu eröffnen. Aber bis dahin ist der Weg noch weit. Vorerst heißt es, in der Fremde ankommen, möglichst viel Deutsch lernen und warten – genau wie beim Gärtnern auch. Beziehungen und Pflanzen wachsen langsam und wollen gepflegt sein.

Gemeinsam „ackern“, feiern, lernen“

Quelle: Karin Vorländer
Quelle: Karin Vorländer

Im Neu-Land ankommen und Wurzeln schlagen, dazu will das interkulturelle Bio-Gartenprojekt gerne beitragen, das aus der BI Oberberg Süd hervorgegangen ist und zur Flüchtlingshilfe Wiehl gehört. Denn gemeinsames Gärtnern verbindet. Das wurde etwa deutlich, als Einheimische und Geflüchtete im März trotz Regen, Kälte und Sprachbarriere gemeinsam das erste Hochbeet zimmerten. „Dabei haben wir die Gastfreundschaft der Neu-Wiehler genossen, denn zum Aufwärmen boten uns die Frauen heißen Tee und leckere Plätzchen“, erinnert sich ein Mitglied des Gartenprojektes.

Quelle: Karin Vorländer
Quelle: Karin Vorländer

Natürlich wird nicht nur „geackert“, sondern auch gefeiert. Beim ersten interkulturellen Sommerfest in Großfischbach sorgten ein leckeres, gut bestücktes Mitbringbuffet und Lieder zur Gitarre für gute Laune und Kontakt. Dabei zeigte sich, dass Lernen keine Einbahnstraße ist. „Wie antwortet man auf ‚Salam Aleikum‘?“ Eine Frage, auf Muhammad. nach nur 8 Monaten Schulbesuch in Wiehl problemlos auf Deutsch antwortet. Und Was heißt eigentlich ‚Aubergine‘ auf Arabisch?“. Gut dass es für solche Fragen das Smartphone gibt, das für Geflüchtet so etwas wie die Nabelschnur in die Heimat und unentbehrlich zur Orientierung in Deutschland ist. Emad F. etwa öffnete bei solchen Fragen seine deutsch-arabische Bilder-App. Die zeigt Gemüse und Früchte und benennt sie in zwei Sprachen.

„Meine Güte, ist es schwierig, sich den arabischen Namen zu merken. Und ihr müsst alle Worte neu lernen“, so das Echo des arabisch-deutschen Schnellkurses am Rande des Festes. Weitere Lern- und Begegnungsmöglichkeiten sind deshalb angedacht. Geplant ist etwa ein Erntedankfest im Herbst. Im familiären Rahmen wollen die „Gartenpaten“ mit „ihren“ Geflüchteten die für sie zum Teil unbekannten Gemüsen wie Mangold oder Grünkohl zubereiten. – Und Emad F. hat schon zum Fest mit syrischen Spezialitäten eingeladen – natürlich auch mit Koriander!

Textautor: Karin Vorländer

Veröffentlicht von:

Aline Walter
Aline Walter ist Redakteurin und kaufmännische Mitarbeiterin bei ARKM. Als Reporterin versorgt die Studentin des Medienmanagements sowie der Unternehmensführung die Oberberg-Nachrichten täglich mit aktuellen Nachrichten und Berichten aus der Region.

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