Schüler der Gesamtschule besuchen Universitäten und Fachhochschulen
Hochschultag bietet Einblicke in akademischen Lehrbetrieb
Marienheide – Ein alter VW-Käfer aus den 70er Jahren, handlackiert in der Farbe uralter Sanitäranlagen und ausgestattet mit den windschnittigen Trichter-Seitenspiegeln! So fuhren ihn früher die heute ergrauten Asphalt-Cowboys – von außen zunächst nicht zu unterscheiden von anderen Automobil-Relikten des letzten Jahrhunderts.
Aber versehen mit einem Innenleben, das nichts mehr gemein hat mit der umweltschädigenden Antriebstechnik vergangener Zeiten: eine Hochleistungsbatterie sowie moderner Hybrid- und effizientester Benzinmotor schaffen es, den alten Käfer – bei einer Ursprungsleistung von 34 PS – statt in den üblichen 30 Sekunden – in 10 Sekunden auf 100 km zu beschleunigen.
Da staunten die Schüler der Gesamtschule nicht schlecht, als ihnen dieses Gefährt vorgeführt wurde an der Fachhochschule Köln-Deutz. Und zugelassen war das museale Stück auch noch – zumindest für Frühjahr und Sommer. „Im Winter rostet uns der Wagen weg!“, meinte der zuständige FH-Ingenieur. Als Bestandteil einer praktischen Bachelor-Arbeit aber erfüllte der Käfer einen sinnvollen Zweck und ermöglichte es Studenten, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auf einem Sektor moderner Entwicklungstechnologie umzusetzen.
Rund 270 Oberstufenschüler der Gesamtschule Marienheide aus den Jahrgängen 11 bis 13 waren Ende Januar aufgebrochen, um akademische Ausbildungseinrichtungen in näherer und weiterer Umgebung von Marienheide zu besuchen. Mit dabei: die Universitäten Siegen und Wuppertal, die Fachhochschulen in Gummersbach und Köln-Deutz, die Hochschule für Musik und Tanz, die Sporthochschule in Köln, die Hochschule Fresenius, die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement, das Institut Makromedia mhmk – ebenfalls alle in der Domstadt – sowie das „Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe“ (b.i.b.) in Bergisch Gladbach.
Egal ob Sozialbereich, Kunst, Lehrberuf, Technik und Ingenieurswesen oder neue Medien: Für jeden war etwas dabei; und die Schülerinnen und Schüler, von denen rund 80 demnächst in die Abiturprüfung gehen, lauschten aufmerksam den Vorträgen der Professoren und Dozenten.
Natürlich machten die Akademiker der Forschung und Lehre auch sofort klar: Ein Studium ist kein Zuckerschlecken und unabdingbare Voraussetzungen für den erfolgreichen Durchgang bis zum Bachelor oder gar Master sind: Motivation, Interesse an der Sache, Organisation und Selbstdisziplin, so Professor Dr. Stefan Altmeyer vom Institut für Elektrotechnik an der FH-Köln. „Um die notwendigen Credit-Points zu erreichen, sind acht Stunden Arbeit und Lernen am Tag absolutes Minimum!“ Ein Job nebenbei sei kaum möglich – oder verlängere auf jeden Fall die Ausbildung. Aber auch für denjenigen, der arbeiten muss, um sein Studium zu finanzieren, gebe es Möglichkeiten. Der Professor: „Wir basteln individuelle Ausbildungsgänge, um gegebenenfalls Studium und Job zu vereinbaren!“
Und auch auf die oft bemängelten Studierfähigkeiten wurde hingewiesen. Brückenkurse seien notwendig, um manchen Studenten die Grundlagen in der Mathematik beizubringen. „Da fehlt es zum Teil an einfachsten Fähigkeiten beim Dividieren oder bei Gleichungen mit zwei Unbekannten!“, meinte Professor Silverberg, Ingenieur im Bereich Regelungstechnik.
Dennoch: Die Hochschullehrer freuen sich auf die kommenden Studenten und haben sich gerne über die Schultern schauen lassen – in Hörsäle, Seminarräume, Laboratorien, Werkstätten und Versuchseinrichtungen. Für die Schüler eine Welt interessanter, moderner und anregender Herausforderungen.
von Harry Meißner
Im Labor für Regelungstechnik – Foto: Gesamtschule Marienheide