Politik in OberbergWipperfürth Nachrichten

Vorstellung: Bürgermeisterkandidat Frank-Michael Müller

Kommunalwahl 2020

Wipperfürth – In Wipperfürth treten zur kommenden Kommunalwahl am 13. September 2020 drei Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters an: Frank-Michael Müller, Anne Loth und Stefan Liedholz. Frank-Michael Müller und Stefan Liedholz haben einen Fragebogen für Sie beantwortet, der sie und ihre Ziele vorstellen soll. Den beantworteten Fragebogen von Stefan Liedholz finden Sie hier.

Steckbrief

Alter: 60 Jahre

Beruf und Beruflicher Werdegang: Verlagskaufmann

1979 – 1998: Bastei-Verlag, Bergisch Gladbach – von der Ausbildung bis zum stellvertretenden Verlagsleiter
1999 – 2010: Focus Magazin Verlag, München – von der Anzeigenleitung bis zur Geschäftsführung
2010 – 2012: Geschäftsführer Institut für Medien- und Konsumentenforschung IMUK GmbH & Co. KG, Erding
2012 – heute: Gründung/Geschäftsführung der eigenen Firma (www.responsio.de)

Wie lange wohnen Sie schon in Wipperfürth?

Von meiner Geburt 1960 bis zu unserm Umzug nach Bayern in 1999 habe ich in Wipperfürth gelebt. Nach 18 Jahren Bayern wollten wir wieder zurück in die Heimat. Wir haben aber leider in Wipperfürth weder eine passende Wohnung, noch ein passendes Haus gefunden. Wir kennen also dieses Wipperfürther Problem aus eigener Erfahrung. Wir haben uns dann für Siegburg entschieden, da die Verkehrsanbindung hier hervorragend ist. Zu Fuß benötigen wir keine zehn Minuten zum Bahnhof, von dort gehen täglich über 60 ICE-Verbindungen in alle Richtungen.

Was verbinden Sie mit Wipperfürth?

Wipperfürth ist meine Heimat. In Wipperfürth wurde ich, meine Frau und auch unsere Kinder geboren, in meiner Heimatstadt habe ich 39 Jahre gelebt, bin also der einzig echte Wipperfürther Kandidat.

Welche politischen Erfahrungen haben Sie bisher gesammelt?

Ich habe mich schon früh in Jugendarbeit engagiert, war Mitglied der CDU und der Jungen Union. Als Vorsitzender des Stadt- und des Kreisjugendrings konnte ich die Eröffnung des ersten Jugendzentrums in Wipperfürth realisieren. Nachdem ich 1984 den Wahlkreis Leie für die CDU gewonnen hatte, wurde ich Stadtrat und direkt auch stellvertretender Fraktionsvorsitzender, stellvertretender Vorsitzender des Kulturausschusses und Mitglied im Hauptausschuss. Es war toll zu erleben, dass man in der Kommunalpolitik wirklich etwas bewegen, konkrete Projekte vorantreiben kann. Leider konnte ich aus beruflichen Gründen nicht erneut für den Stadtrat kandidieren.

Neben meiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Focus Verlags, war ich über 20 Jahre zusätzlich in der Verbandspolitik aktiv, zuletzt Sprecher des Arbeitskreises Anzeigen und Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger. Seit 2017 bin ich Mitglied der FDP und dort im Landesfachausschuss Kultur, Medien & Kreativwirtschaft aktiv.

Was ist Ihre persönliche Motivation Bürgermeister zu werden?

Ich möchte etwas für meine Heimatstadt tun. Wipperfürth muss eine Trendwende schaffen, was die Einwohnerzahl, den verfügbaren Wohnraum und die Belebung der Innenstadt angeht. Das sind große Herausforderungen, die ich gerne lösen will. Wichtig ist mir meine Unabhängigkeit, damit ich ausschließlich an das Wohl der Stadt Wipperfürth denken kann. In meinem Wahlkampf steckt daher weder direkt noch indirekt ein Cent Geld meiner Partei.

Persönliche Schwerpunkte:

Welche Themen sind für Sie persönlich in Wipperfürth wichtig?

Einige Nachbarstädte und Gemeinden haben sich in den letzten Jahren deutlich besser entwickelt als Wipperfürth. Dies gilt sowohl für verfügbaren Wohnraum und damit die Einwohnerzahl als auch für zusätzliche Gewerbeflächen. Die Leerstände im Einzelhandel sind jetzt schon eine Herausforderung und werden wahrscheinlich durch Corona noch mehr.

Was würden Sie gerne verändern?

Da ich geschäftlich immer viel auf Reisen war, konnte ich in anderen Städten Anregungen finden.

Beispiel Wohnraum: Discounter und die zugehörigen Parkplätze werden immer öfter überbaut. Wenn dies in Wipperfürth auf dem Parkplatz von Aldi möglich wäre, also Tiefgarage oder Parken im Erdgeschoss, könnten darüber wahrscheinlich 20 bis 30 Wohnungen entstehen.

Beispiel Leerstände:

Hier bin ich in Vorlage gegangen und werde die Innenstadt beleben. An der Ellers Ecke öffnet vom 27. bis 29. August ein Pop-up-Store „Deutsche Uhren“ statt. Die Idee stammt von mir, Immobilienbesitzer und Markenhersteller konnte ich von dieser Idee überzeugen. Diese Aktion kostet die Stadt Wipperfürth keinen Cent. Ich habe Zeit für die Gespräche und Organisation investiert, die Marken in Zeit, Werbung und Personal. Da die Gewerbesteuereinnahmen dieses und nächstes Jahr deutlich geringer ausfallen dürften, benötigen wir mehr solche Projekte. Das wäre eine Belebung der Innenstadt. Wichtig ist mir darauf hinzuweisen, dass ich keine persönlichen oder geschäftlichen Vorteile durch die geplanten Pop-up-Stores habe.

Während meiner „Wählerwanderungen“ durch die Dörfer und die Stadt habe ich viele Anregungen notieren können. Einige davon finden Sie bereits in unserem Magazin „Durchblick“, dass sie auf meiner Website wipp.nrw downloaden können.

Lokaler Klimaschutz und Mobilität:

Fahrradwege: Ausbau, Beleuchtung und Sicherheit: Wie würden Sie als Bürgermeister Fahrradwege fördern?

Auch hier ein konkretes Beispiel: Bei einem Gespräch in Egen habe ich erfahren, dass ein Teil der Straße von Egen nach Wipperfürth breiter ist als man sieht und denkt. Ein Teil der Breite wurde durch Erde abgedeckt. Diese könnten man wahrscheinlich leicht entfernen und dort einen Radweg anbringen. Vor dem weiteren Ausbau sollte klar sein, wo in Wipperfürth eine mögliche Mobilitätsdrehscheibe sein könnte, also Individualverkehr mit Öffentlichem Personenverkehr verknüpft werden kann.

E-Mobilität: Wie stehen Sie zu E-Mobilität? Wie kann E-Mobilität vor Ort gefördert werden?

Positiv, wie zu jeder Mobilität, die keine fossile Energien verbraucht, und gut für die Umwelt ist. Mehr Lademöglichkeiten sind ein wesentlicher Beitrag, um E-Mobilität zu fördern. Ich hätte mir gewünscht, dass die Bundesregierung Gelder in den flächendeckenden Ausbau der Ladestationen steckt, statt in Kaufprämien für Fahrzeuge, die bereits Lieferschwierigkeiten haben.

Wie kann der ÖPNV ausgebaut oder verbessert werden?

Entscheidend ist für mich hier die zuvor genannte Mobilitätsdrehscheibe, für die ausreichend Park-and-Ride-Plätze zur Verfügung stehen müssen. Rund 20 Parkplätze reichen dafür nicht aus, damit ist der Busbahnhof hierfür keine Option. Der Weg von den kostenlosen Parkplätzen zum ÖPNV muss sehr kurz sein und bei jedem Wetter gut zu gehen. Den richtigen Platz für diese Drehscheibe zu finden, ist die größte Herausforderung. Ist er gefunden, muss er an das Radwegenetz angeschlossen werden. Dass Ladestationen und sichere Parkplätze für Fahrräder dazu gehören, versteht sich von selbst. Wenn dann noch eine gute Taktung angeboten wird, kann der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel funktionieren. Vor Corona bin ich zwischen 2.000 und 5.000 km im Monat mit der Bahn gefahren, am Zielort umgestiegen auf Bus, S-Bahn, U-Bahn, Carsharing oder auf ein Mietfahrrad. Die Anforderungen kenne ich aus eigener Erfahrung, habe auch nicht nur einmal den Weg von Siegburg nach Wipperfürth und zurück mit Bus und Bahn zurückgelegt.

Persönliche Relevanz: Welche weiteren Umwelt- und Klimathemen würden Sie als Bürgermeister fördern?

Die Bürger der Stadt Wipperfürth müssen entscheiden, was ihnen Umwelt- und Klimaschutz wert ist. Wo kann Solarenergie, wo Windkraft gefördert werden. Gibt es die Möglichkeit, dass sich ländlich gelegene, kleine Orte zu Genossenschaften zusammenschließen und in ihrer Nähe in Windkraft investieren? Wir müssen uns aber auch auf mögliche Auswirkungen der Klimaveränderung vorbereiten. In Wipperfürth gibt es kleinere Weiler, die noch über einen eigenen Brunnen versorgt werden. Wenn die Trockenheit weiter zunimmt, kann das zu einem Problem werden. Die Wasserversorgung mit Tanklastern, wie ich sie in den 70er-Jahren selber kurze Zeit erlebt habe, ist keine Dauerlösung.

Kinder, Jugend und Bildung:

Was würden Sie in Wipperfürth für Kinder, Jugend und Bildung tun?

Leseförderung und damit Verständnis der Sprache sind für mich besonders wichtig. Hier wird die Grundlage für die Zukunft der Kinder gelegt. Dazu gehört für mich eine auf diesen Zweck ausgerichtete Stadtbücherei. Sie sollte freitags und samstags jeweils am Vormittag spezielle Angebote für Kinder haben – ein spannendes Programm für die Kinder und gleichzeitig die Möglichkeit für Eltern, ein paar Besorgungen zu machen.

Außerdem hat der Erhalt möglichst vieler Dorfschulen hat für mich höchste Priorität. Hier entstehen Freundschaften fürs Leben, die für das Vereinsleben in den Dörfern und damit für das Lebensgefühl in den Dörfern die unabdingbare Grundlage sind.

Internetausbau:

Eine gute Internetverbindung ist sowohl für Privatpersonen als auch für Gewerbe ein wichtiger Standortfaktor. Was würden Sie tun, um die Internetversorgung zu verbessern?

Hier sind wir durch die Aktivitäten der BEW auf einem guten Weg. Versorgungslücken müssen geschlossen werden. Beim Ausbau von 5G müssen wir Ort aktiv werden, die Bürgerinnen und Bürger wissen sicher am besten, wo Antennen am wenigsten stören. Mir ist in diesem Zusammenhang auch der Aspekt der Datensicherheit wichtig. Die BEW bietet den Zugang zum Stromnetz sowie zum Internet. Als Privatperson und Unternehmer würde ich mich deutlich sicherer fühlen, wenn meine Daten auf einem Server bei der BEW liegen. Dann müsste ich im Zweifelsfall nicht mit einer Hotline in Indien telefonieren, sondern mit der BEW in Wipperfürth.

Wirtschaftsförderung:

Viele Branchen sind derzeit geschwächt. Wie kann die Wirtschaft in der Region wieder gestärkt werden?

Da gibt es leider keine Patentlösung, die Branchen sehen sehr unterschiedlich aus: Während die beispielsweise die Reise- und die Eventbranche große Probleme haben, werden im Bereich Haus- und Garten überwiegend gute Geschäfte gemacht. Auch hier hilft nur, Gespräche zu führen. Seit Mai habe ich mit mehr als 50 Einzelhändlern und vielen Menschen in anderen Unternehmen Gespräche geführt. Die Anforderungen sind sehr unterschiedlich. Gemeinsam kann man Lösungen für eine gute Zukunft Wipperfürths finden. Nicht jeder Wunsch kann in Erfüllung gehen, aber vielleicht gibt es eine Alternative die funktioniert.

Die ersten 100 Tage:

Welche drei Ziele haben Sie in den ersten 100 Tagen Ihrer Amtszeit?

Ziel 1: Im Vorfeld der Wahl habe ich sehr viele Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt. Nach der Amtseinführung möchte vor allem auch Zeit für Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben, sie kennen zu lernen. Ein Grundübel unserer Zeit ist, dass wir zu viel übereinander und zu wenig miteinander reden.

Ziel 2: Auf Basis der Gespräche vor der Wahl und mit den Mitarbeitern Ziele und Kommunikationswege definieren, damit wir schneller und besser werden.

Ziel 3: Die kostenintensivsten Projekte zu überprüfen, die noch beeinflusst werden können. Sind wir mit den Planungen zum Beispiel für den Surgeres-Platz und den Schulsanierungen auf dem richtigen Weg oder können wir etwas besser oder auch anders machen? So, wie es jede Privatperson auch machen würde.

Quelle: Bürgermeisterkandidat Frank-Michael Müller
Autorin: Amei Schüttler

Veröffentlicht von:

Amei Schüttler
Amei Schüttler
Amei Schüttler ist Redakteurin bei den Oberberg-Nachrichten. Sie sitzt in unserer Zentralredaktion in Bergneustadt. Sie ist per Mail redaktion@oberberg-nachrichten.de für unsere Leser erreichbar.

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