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Marienheide: Exkursion zur NS-Ordensburg Vogelsang

Marienheide – Oberstufenschüler aus Marienheide besuchen historischen Täter-Ort der NS-Zeit.

Anmutige Berghöhen, weite Waldlandschaften, beschauliche Stauseen – die Region des Nationalparks Eifel lädt ein zum Erholen, Wandern und Ausspannen.

Doch nicht nur: In den Jahren von 1934 bis 1936 errichteten die Nazis über der Urfttalsperre den ersten Bauabschnitt der sogenannten „Ordensburg“. Hier wurden fünf Jahre nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler „Führungsanwärter“ der NSDAP ausgebildet.

Mit zwei Leistungs- und einem Grundkurs Pädagogik waren wir Gesamtschüler – kurz vor dem Abitur – aus Marienheide aufgebrochen, um diesen „Täter-Ort“ zu besuchen.

In einem Schulungszentrum erfolgte die Begrüßung.

Schulungszentrum (Foto: Harry Meißner, Quelle: Gesamtschule Marienheide)
Schulungszentrum (Foto: Harry Meißner, Quelle: Gesamtschule Marienheide)

Mittels einer Multi-Media-Präsentation wurden erste Informationen über die Geschichte der Anlage geliefert. Der Begriff „Ordensburg“ entsprang dem Bedürfnis der Partei- und Staatsführung, sich starker Symbole der deutschen Geschichte zu bemächtigen und sie ideologisch umzudeuten, heißt es auf der Info-Seite der Homepage.

Und weiter wird ausgeführt: Bauherrin war die „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF) unter ihrem Leiter Robert Ley, der u. a. hier das geraubte Vermögen der 1933 enteigneten deutschen Gewerkschaften ausgab und dies propagandawirksam als Wirtschaftsförderung für die ländliche Eifelregion inszenieren ließ.

Ley war in Personalunion auch „Reichsorganisationsleiter“ der NSDAP und war daher für die Stärkung und Entwicklung der Parteiführung zuständig.

Die Auszubildenden, junge Männer im Sinne des arischen Rassewahns, waren nicht Angehörige eines Ordens im Sinne der mittelalterlichen Rittergemeinschaften, sondern fanatisierte Anhänger des Systems, die sich großspurig und überheblich als „Junker“ bezeichneten.

Teile des Ordensburg-Gelände (Foto: Harry Meißner, Quelle: Gesamtschule Marienheide)
Teile des Ordensburg-Gelände (Foto: Harry Meißner, Quelle: Gesamtschule Marienheide)

Die „Ordensburg“ Vogelsang war einjährige Station eines insgesamt auf 3 ½ Jahre angelegten Schulungsverlaufs, den jedoch niemand der 500 pro Jahrgang aufgenommenen Parteimitglieder zu Ende bringen konnte.

Mit dem Angriff der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 wurde der Betrieb eingestellt; die Auszubildenden meldeten sich zum Kriegseinsatz.

Nach verschiedenen Zwischennutzungen zwischen 1939 und 1944, unter anderem als Schulgebäude für eine „Adolf-Hitler-Schule“, eine Art von Partei-Gymnasien, fiel Vogelsang im Februar 1945 in die Hände der vorrückenden Alliierten. Die britische Besatzungsmacht schuf 1946 rund um das Gelände einen Truppenübungsplatz und richtete Kommandantur und Kaserne ein.

1950 übernahmen die belgischen Streitkräfte den Standort und gaben ihm den Namen „Camp Vogelsang“. Es entstanden zahlreiche neue Baukomplexe; Vogelsang wurde schon früh NATO-Übungsgelände, das wenige Jahre auch Einheiten der Bundeswehr nutzten.

Das Ende des „kalten Krieges“ und die Selbstauflösung des Warschauer Paktes führten schließlich zum Beschluss, den Standort Vogelsang zum 31.12.2005 aufzugeben.

Bei der rund fünfstündigen Veranstaltung erhielten wir einen umfassenden Eindruck vom Wesen und den Zielen dieser NS-Elite-Einrichtung. Der menschenverachtende Wahnsinn, der hinter Hitlers Großmachtphantasien steckte, offenbart sich wie bei anderen Bauten des 3. Reiches auch hier in der massiv-wuchtig anmutenden Anlage mit ihren Sportplätzen, dem Schwimmbad, den Schulungs- und Schlafunterkünften sowie den martialischen Protzbauten.

Nach der Einführung durch die Akademie-Begleiterin Jenni in die Geschichte der NS-Ordensburg mit ihren fundamentalen politischen Zielen wurden wir aktiv in die weitere Erkundung eingebunden.

Foto: Harry Meißner (Quelle: Gesamtschule Marienheide)
Foto: Harry Meißner (Quelle: Gesamtschule Marienheide)

Denn das Spannende an dieser Exkursion ist, dass wir nicht wie auf sonstigen Exkursionen Inhalte aufnehmen, sondern sie auch selbst erarbeiten und präsentieren müssen.

Dazu teilte sich unsere Teilgruppe, wie die anderen auch, nochmals in vier Teams mit je vier Schülern und Schülerinnen auf, die jeweils von Jenni einen Ordner mit Arbeitsaufträgen bekommen. Diese Arbeitsaufträge bezogen sich unter anderem auf die Skulpturen „Fackelträger”, ,,Sportlerrelief” sowie das „Kameradschaftshaus”.

Der Zweck des Fackelträgers z.B. war es, den Junkern durch seinen makellosen Körper und sein undefiniertes Gesicht eine Art Ansporn und Identifikationsmöglichkeit zu bieten.

Die zweite Gruppe erläutert uns den Zweck der Lage der NS-Ordensburg Vogelsang. Sie wurde auf einem der höchsten Berge der Eifel errichtet, um einen Blick auf die schöne Umgebung zu haben, was symbolisch für Überlegenheit stand.

Abschließend kann man sagen, dass diese Exkursion einen anschaulichen Einblick in Teile der nationalsozialistischen Erziehung lieferte. Als wir gegen 17 Uhr Marienheide wieder erreichen, waren wir erschöpft, aber zufrieden mit diesem Tag.

Text: Annika Holler, Manuel Schmitz und Harry Meißner

Veröffentlicht von:

Aline Walter
Aline Walter ist Redakteurin und kaufmännische Mitarbeiterin bei ARKM. Als Reporterin versorgt die Studentin des Medienmanagements sowie der Unternehmensführung die Oberberg-Nachrichten täglich mit aktuellen Nachrichten und Berichten aus der Region.

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