Gummersbach – Der VfL Gummersbach steht am Sonntag – ähnlich wie bei der letzten Heimbegegnung gegen den TBV Lemgo – erneut vor einem richtungsweisenden Heimspiel. Zu Gast in der SCHWALBE arena ist der vorjährige Aufsteiger TVB Stuttgart, der als Tabellenzwölfter mit 8:14 Punkten nur zwei Plätze hinter dem VfL (10./10:12) rangiert. Angesichts der schweren Aufgaben, die bis zur WM-Pause noch auf die Schützlinge von Trainer Emir Kurtagic warten, und der angespannten Personalsituation ist ein Heimsieg für den VfL schon fast Pflicht, wenn man nicht in die Nähe der bedrohten Zone abrutschen möchte.
„Natürlich wollen wir die Partie gewinnen, zumal wir zu Hause spielen“, erklärt Trainer Emir Kurtagic. Dennoch werde die Partie keinesfalls ein Selbstläufer: „Wir spielen gegen einen guten Gegner, der sich zudem gut verstärkt hat.“ Der Gummersbacher Kader wird auch gegen den TVB überschaubar sein, aber das dient für den Trainer keinesfalls als Alibi oder gar Ausrede. „Die Jungs, die da sind, haben gezeigt, dass sie gut Handball spielen können“, so Kurtagic, der hofft und glaubt, dass am Sonntag die Kräfte dann auch für eine konzentrierte Leistung über 60 Minuten reichen.
Gegen Wetzlar war ein entsprechender Verschleiß im Laufe der Partie unverkennbar. Ob und inwiefern Julius Kühn bereits wieder mitwirken kann bleibt abzuwarten. Seit der letzten Woche ist der Nationalspieler nach überstandener Verletzung wieder im Training. „Wir müssen die nächsten Tage noch abwarten. Klar ist aber auch, dass man von ihm nach sechs Wochen Verletzungspause keine Wunderdinge erwarten kann“, erklärt sein Trainer, für den aber die bloße Präsenz des Spielers schon wichtig ist.
Der TVB Stuttgart reist nach dem 30:29 (15:13)-Heimsieg gegen den TBV Lemgo mit frisch gestärkter Brust ins Oberbergische, während unser VfL bekanntlich am letzten Spieltag bei der HSG Wetzlar eine schmerzhafte Niederlage einstecken musste. Überhaupt haben sich die Stuttgarter überraschend schnell in der „stärksten Liga der Welt“ etabliert. Allerdings, mit Blick auf den Kader verwundert das auch nicht, denn in dieser Saison stehen nicht weniger als drei Weltmeister von 2007 beim TVB unter Vertrag. Nachdem die Stuttgarter schon zur Rückrunde der vergangenen Saison mit der kurzfristigen Verpflichtung von Torhüter Johannes („Jogi“) Bitter die Fachwelt überraschten, trägt nun auch Michael Kraus, der vom schwäbischen Rivalen Frisch Auf Göppingen in die Landeshauptstadt wechselte, das TVB-Trikot. Auf der Trainerbank hat mit Markus Baur ein weiterer Leistungsträger der WM-Truppe von Heiner Brand und absoluter Handballfachmann nun das Sagen.
Ein Blick auf den Kader der Schwaben beweist, dass die Zielsetzung der Verantwortlichen um Geschäftsführer Jürgen Schweikardt, nicht in den Abstiegsstrudel geraten zu wollen, mehr als realistisch sind. So wurde der vorjährige Kader noch einmal gezielt verstärkt. Neben Michael Kraus kam mit Felix Lobedank ein weiterer torgefährlicher Rückraumspieler von FA Göppingen nach Stuttgart. Die Lücke, die der nach Großwallstadt zurückgekehrte Michael Spatz hinterließ, wurde durch Bobby Schagen geschlossen. Außerdem geht mit Marian Orlowski, der vom ASV Hamm-Westfalen kam, ein Ex-Gummersbacher nun für den TVB auf Torejagd. Und mit großem Erfolg, wie das letzte Spiel gegen den TBV Lemgo beweist: In dem Spiel war der wurfstarke Orlowski, der bekanntlich mit der VfL-A-Jugend deutscher Vizemeister wurde, mit sieben Toren erfolgreichster TVB-Werfer – gefolgt von Felix Lobedank (6).
Dieser Sieg zeigt zudem, dass die Stuttgarter trotz einiger personellen Ausfälle eine „harte Nuss“ für den VfL sein dürften, zumal Trainerfuchs Markus Baur, der bisher die neue Regel mit dem sieben Feldspieler sehr häufig auf dem Parkett praktizierte, seine Mannschaft taktisch wieder optimal einstellen wird. Im Tor muss er allerdings auf Weltmeister Jogi Bitter verzichten, der mit einem Muskelbündelriss möglicherweise bis zum Jahresende ausfallen wird. Allerdings wurde Bitter gegen Lemgo von dem kroatischen Routinier Dragan Jerkovic, der zusammen mit dem jungen Linus Mathes nun das Torhütergespann bildet, sehr gut vertreten – und Jerkovic gehörte neben Orlowski und Lobedank zu den Matchwinnern der Stuttgarter. Außerdem muss Markus Baur auf Linksaußen Tobias Schimmelbauer (Schambeinentzündung), Rückraumspieler Djibril M’Bengue und auf den türkischen Neuzugang Can Celibi verzichten.