Bergneustadt – Aufgrund mehrfacher Sichtungen von sehr zutraulichen Füchsen auf der Belmicke und an der ehemaligen Friedrich-Ebert-Stiftung sind uns in der letzten Woche Gerüchte über einen möglichen Tollwut-Ausbruch zu Ohren gekommen. In Videos verschiedener Hundehalter waren Füchse zu sehen, die sich den Spaziergängern bis auf wenige Meter näherten und sie teils sogar verfolgten. Dieses für Füchse atypische Verhalten führte schnell zu der Vermutung, die Tiere könnten Tollwut haben. Eine Anfrage an den Oberbergischen Kreis führt jedoch zu einer anderen Vermutung; Während Deutschland bereits seit 2008 als Tollwut-frei gilt und regelmäßige Tests vorgenommen werden, gibt es noch regelmäßige Nachweise von Staupe.
Ähnlich wie Tollwut kann auch Staupe das Gehirn befallen und zu Verhaltensänderungen führen. Hauptüberträger sind neben Mardern auch Füchse. Wird die Jägerschaft über auffällige Füchse informiert, werden diese daher erlegt und untersucht. 2022 waren sieben von elf untersuchten Tieren Staupe-positiv.
Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass auch Staupe auf Hunde übertragbar ist. Die Sterbewahrscheinlichkeit liegt zwischen 30-80 Prozent. Es ist jedoch möglich, seinen Hund gegen Staupe impfen zu lassen. Diese Impfung sollte nach Angaben des Kreises alle drei Jahre aufgefrischt werden. Auf Menschen ist das Virus nicht übertragbar. Im Fall von Bergneustadt ist die Jägerschaft nach Angaben einiger Hundehalter über verhaltensauffällige Füchse informiert.
Verhaltensauffälliger Fuchs im Wald an der Friedrich-Ebert-Stiftung (Videoimpression):
2020 gab der Kreis bereits eine Meldung mit weiteren Informationen über Staupe heraus:
Staupe ist eine hoch ansteckende und gefährliche Viruserkrankung bei Hunden. Ausgelöst wird diese Erkrankung durch einen Erreger, das Canine Staupevirus. Dieses Virus kann nicht nur Hunde, sondern auch Wildtiere wie Dachse, Füchse, Frettchen, Marder und Waschbären befallen. Das Virus ist zwar eng mit dem Masernvirus des Menschen verwandt, für Menschen ist das Staupevirus allerdings ungefährlich.
Staupe ist eine weder melde- noch anzeigepflichtige Krankheit, so dass dem Veterinäramt keine Zahlen über das Auftreten von Staupe sowohl bei Wildtieren wie auch bei Hunden vorliegen. Berichte der Jägerschaft sowie die stichprobenweise Untersuchung vor allem von Füchsen, die von Jägern wegen auffälligem Verhalten erlegt und eingesandt werden, zeigen, dass die Staupe in der Wildtierpopulation im Oberbergischen Kreis seit mehreren Jahren eine ansteigende Tendenz aufweist und inzwischen weit verbreitet ist. So wurden im Jahr 2018 bei 18 von 25 untersuchten Füchsen Staupe nachgewiesen, im Jahr 2019 waren von 12 untersuchten Füchsen 5 positiv.
Das Canine Staupevirus wird durch Speichel, Nasen-, Augensekret, Kot und Urin infizierter Tiere übertragen. Empfängliche Tiere können sich somit direkt über diese Ausscheidungen durch gegenseitiges Belecken oder Tröpfcheninfektion anstecken oder nehmen den Krankheitserreger mit verunreinigtem Futter, Wasser oder aus der Umgebung auf.
Das Krankheitsbild der Staupe ist vielgestaltig: Erste Anzeichen sind hohes Fieber, Fressunlust und Mattigkeit des Tieres. Im weiteren Verlauf der Krankheit können bestimmte Organe oder Organsysteme besonders betroffen sein, so dass man von der Lungenstaupe, Darmstaupe oder Nervenstaupe sprechen kann. Je nach Organ zeigt das erkrankte Tier Husten, Atembeschwerden, Erbrechen, Durchfall, Bewegungsstörungen, Lähmungen, Krämpfe oder Hautveränderungen. Je nach Verlaufsform und Schwere des Krankheitsverlaufs liegt die Sterbewahrscheinlichkeit zwischen 30 und 80%.
Einen wirksamen Schutz vor dieser Krankheit erreicht man durch prophylaktische Impfungen schon im Jungtieralter. Zwar kann beim erkrankten Tier auch eine passive Impfung und Behandlung von Begleit- und Folgeerkrankungen durchgeführt werden, ein Erfolg ist allerdings in solch einem Fall sehr fraglich. Die Impfung sollte bei erwachsenen Tieren spätestens alle drei Jahre aufgefrischt werden.
Gerade Fuchs, Marder und zunehmend auch der Waschbär werden als sogenannte Erregerreservoire des Staupevirus angesehen. Bedingt durch das reichhaltige Nahrungsangebot, fehlenden Jagddruck und der schnellen Lern- und Anpassungsfähigkeit trifft man sie immer häufiger in der Nähe menschlicher Siedlungen an. So können sich nicht impfgeschützte Hunde durch Wildtiere in ihrer näheren Umgebung oder auch beim Waldspaziergang infizieren. Die Ansteckungsgefahr ist vor allem für Hunde groß, die regelmäßig in der freien Natur ausgeführt oder eingesetzt werden, so dass eine prophylaktische Staupeimpfung dringendst empfohlen wird, um einen bestmöglichen Schutz zu erreichen.” (Oberbergischer Kreis)
Autorin: Amei Schüttler