Trainer Sviridenko: „Der VfL braucht eine Anschlussförderung“
Gummersbach – Georgi Sviridenko (50) ist der neue Trainer der U23-Mannschaft des VfL Gummersbach. Das Team der Handballakademie fragte den in Minsk (Weißrussland) geborenen Diplomsportlehrer und Olympiasieger von 1988 nach seinen Beweggründen, nach Gummersbach zu kommen und zu seinen Zielen bei der Ausbildung der Nachwuchsspieler in der Handballakademie.
Handballakademie (HA): Hallo Georgi, herzlich willkommen in Gummersbach. Hast Du lange überlegen müssen, als du ein Angebot vom VfL Gummersbach für den Posten des U23-Trainers bekommen hast?
Georgi Sviridenko: Nein, absolut nicht. Gummersbach gehört nach wie vor zu den legendären Handballvereinen in Europa. So ein Verein stirbt zum Glück nie. Da musste ich nicht lange nachdenken. Ich freue mich schon sehr darauf, in einigen Wochen hier arbeiten zu können.
HA: Wie kam der Kontakt zustande?
Sviridenko: Das war ganz einfach. Als feststand, dass mich mein bisheriger Verein, der Dessau-Roßlauer HV, in der kommenden Saison wegen finanzieller Einbußen nicht weiter beschäftigen kann, bin ich von Gummersbachs Geschäftsführer Frank Flatten gefragt worden, ob ich zum VfL kommen würde.
Frank kenne ich noch sehr gut aus unserer gemeinsamen Zeit bei der HSG Düsseldorf. Wir sind damals mit der Mannschaft in die erste Bundesliga aufgestiegen. Das spricht auch für unsere gute Zusammenarbeit.
HA: Und wie ist Dein erster Eindruck von Gummersbach?
Sviridenko: Das, worauf es in den kommenden Wochen und Monaten bei meiner Arbeit ankommt, hat mir Akademieleiter Jörg Lützelberger schon gezeigt (lacht): Die Eugen-Haas-Halle, die neue Schwalbe-Arena und die Aggertalsperre, wo wir in der Vorbereitung bestimmt so manche Runde laufen werden.
Der Rest ergibt sich, denn ich werde demnächst mit meiner Frau komplett von Dessau nach Gummersbach umziehen. Aus diesem Grund habe ich mir schon ein neues Domizil hier angesehen. Ich finde, dass man in diesem Beruf auch vor Ort leben und wohnen muss.
HA: Hast Du in deiner aktiven Zeit auch gegen den VfL gespielt?
Sviridenko: Ja natürlich. Da erinnere ich mich noch gut dran. Damals haben wir in der Dortmunder Westfalenhalle gespielt, und heute habe ich in der Eugen-Haas-Halle ein großes Bild von dieser Halle gesehen. Die habe ich natürlich sofort wieder erkannt.
HA: Auch international bist du sehr erfolgreich gewesen?
Sviridenko: Das stimmt. Für die Sowjetunion und Weißrussland habe ich 136 Länderspiele absolviert, bin 1983 Juniorenweltmeister, 1988 Olympiasieger und 1990 Vizeweltmeister geworden.
HA: Wann beginnt Deine Arbeit hier in Gummersbach?
Sviridenko: Das erste Training ist am 8. Juli. Doch ich habe den Jungs schon jetzt einige Sachen zur Vorbereitung auf unsere künftige Arbeit an die Hand gegeben, damit sie nicht schon nach einer Woche tot daliegen (schmunzelt). Ich hoffe, dass sie das begriffen haben, was ich ihnen gesagt habe.
HA: Worin siehst Du vor allem deine Aufgabe hier beim VfL?
Sviridenko: Ich will mit dafür sorgen, dass die jungen Spieler nach ihrer Zeit im Jugendhandball den Anschluss im Herrenbereich schaffen. Dieser enorm wichtige Übergang, die so genannte Anschlussförderung, fehlt nach wie vor bei vielen Vereinen.
Auch beim VfL bislang, das wollen wir aber gemeinsam ändern. Natürlich weiß ich, dass so eine Entwicklung nicht von heute auf morgen stattfindet, aber wenn die Jungs bissig genug sind, werden wir schon bald eine Entwicklung erleben.
HA: Welche Ziele hast Du Dir für Deine Arbeit in Gummersbach gesteckt?
Sviridenko: Wir wollen natürlich nach oben. Aber wir wollen vor allem Spieler für den Männerhandball und vor allem für die Erstligamannschaft des VfL ausbilden. Da spielt eine Platzierung erst einmal nicht die primäre Rolle. Und ich denke auch, dass meine Arbeit nicht danach beurteilt wird, wo wir am Ende in der Tabelle stehen, sondern daran gemessen wird, ob wir einen Spieler für den Bundesligabetrieb entwickeln konnten. Und auf diese Herausforderung freue ich mich schon.
Text: Handballakademie Gummersbach.