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Ausbildungsmarkt Oberberg 2012 im Gleichgewicht

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Handwerk mit dickem Plus ­­− kaufmännische Berufe im Minus − noch 68 freie Ausbildungsplätze

 

Handwerk in Oberberg: Anzahl der Ausbildungsverträge 2012 deutlich angestiegen

Wie bereits die Zahlen vom Jahresanfang vermuten ließen, sind die Ausbildungsvertrags­zahlen bei den von der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land betreuten Ausbildungs­verhältnissen im Bereich des Oberbergischen Kreises im Jahr 2012 deutlich angestiegen. Der Anstieg beträgt knapp neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Die Zahlen übertreffen unsere Erwartungen und zeigen, dass das Handwerk vielen Menschen eine berufliche Zukunft eröffnet“, erklärt Marcus Otto, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kreishand­werkerschaft Bergisches Land. Die aktuellen Zahlen geben Anlass zur Hoffnung, dass in Zukunft wieder steigende Ausbildungszahlen zu vermelden sind. „Der positive Trend lässt sich vermutlich auch mit der aktuellen Imagekampagne und dem Engagement bei der Nachwuchswerbung der Betriebe und der Kreishandwerkerschaft begründen“, führt Otto weiter aus. Viele Betriebe haben die Zeichen der Zeit erkannt und bilden angesichts des demografischen Wandels verstärkt aus, um sich die Fachkräfte für die Zukunft zu sichern. Dazu werden auch aktiv Ausbildungsmessen in der Region besucht und dort die über 130 verschiedenen Berufe im Handwerk vorgestellt. Ein besonders deutlicher Anstieg der Aus­bildungszahlen ist in dem Metallhandwerk (+ 14%) und im Malerhandwerk (+ 13%) zu ver­melden. Einen Rückgang mussten demgegenüber aber die Ausbildungszahlen im Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk verzeichnen (-16%).

 

Eine weitere Steigerung dieser Zahlen ist nach Ansicht Ottos aber möglich, denn bereits jetzt werden in vielen Berufen mehr freie Ausbildungsplätze angeboten als geeignete Interessen­ten vor­handen sind. Ein Problem bleibt dabei weiterhin die mangelnde Aus­bildungsreife vieler Jugendlicher. Mängel sehen die Ausbildungsbetriebe bei den einfachs­ten Kompe­ten­zen im Lesen, Schreiben und Rechnen. So beherrschen beispielsweise manche Bewerber um Ausbildungsplätze bei Tests einfache Prozentrechnungen nicht. Zudem fehlen einigen soziale Kompetenzen.

 

Besonderen Ehrgeiz wird das Handwerk entwickeln um möglichst viele Abiturienten für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. Da im nächsten Jahr der sogenannte „Doppelte Abiturjahrgang“ in NRW ansteht, werden die Werbe- und Informationsanstrengungen für diese Schulabgänger noch einmal deutlich erhöht. Ihnen sollen die Chancen eines Hand­werks­berufes aufgezeigt werden und dabei insbesondere auch die Möglichkeiten für ein duales- oder triales Studium präsentiert werden. Gerade im Handwerk ist es mit einer solchen Ausbildung möglich, schnell eine Führungsposition in einem Handwerksbetrieb zu erhalten.

Gleichzeitig werden aber auch weiterhin die Absolventen der Haupt- und Realschulen um­worben. Das zunehmende Streben nach höheren Bildungsabschlüssen geschieht oft in der trügerischen Hoffnung, die Berufschancen zu verbessern. Selbst gute Schüler zögern, sich um eine Lehrstelle zu bewerben und besuchen lieber das Berufs­vorbereitungsjahr oder die Berufsfachschule. Diese Warteschleife kostet aber viel Zeit und Geld. Daher der dringende Appell: „Alle Schüler sollten sich auch um einen Ausbildungsplatz bewerben. Falls es nicht bei dem einen Traumberuf klappt, sollten Sie sich zunächst infor­mieren, ob es nicht einen Beruf gibt, der ganz ähnlich zu diesem Beruf ist“, so Otto. Denn: Ein weiterer Schulbesuch muss die Chancen auf den Traumberuf nicht vergrößern, denn niemand weiß, ob die Ein­stellungschancen im nächsten Jahr besser sind. Die wichtigsten Fähigkeiten für einen erfolg­reichen Berufseinstieg sind bereits nach Klasse 10 entwickelt.

 

Die Kreishandwerkerschaft wird daher auch in Zukunft seine offensive Lehrstellenakquise fortsetzen. Im Zentrum der Bemühungen steht dabei eine verstärkte Zusammenarbeit mit den allgemeinbildenden Schulen einschließlich der Weitergabe von Informationen für Koordinatoren/innen der Berufsorientierung.

 

 

IHK meldet Plus bei gewerblich-technischen und Minus bei kaufmännischen Aus­bildungsberufen

Das Ausbildungsjahr 2012 für IHK-Berufe (Industrie, Handel und Dienstleistungsbranchen) endete im Oberbergischen Kreis mit einem Minus von 6,38 Prozent – das sind zum Stichtag 30. September 2012 genau 75 Verträge weniger, als zum 30. September 2011 eingetragen wurden. Dabei ist die Eintragungsstatistik der gewerblich-technischen Berufe durchaus positiv: Hier konnten nochmals elf Ausbildungsverträge mehr eingetragen werden als im Vorjahr. Allerdings wurden gleichzeitig 2012 bei den kaufmännischen Verträgen 86 weniger eingereicht. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass insbesondere in den Bereichen Lager­berufe (insgesamt 21 Verträge weniger) und Kaufleute im Einzelhandel (elf Verträge weniger) Rückgänge zu verzeichnen sind. Aber auch bei den allgemeinen Büroberufen sind im Ver­gleich zum Vorjahr 28 Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen worden. Die Anzahl der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse für den Beruf Industriekaufmann/frau hingegen ist so gut wie unverändert, bei den Verkäufern/innen wurden sogar fünf Verträge mehr eingetragen.

 

„Diese Entwicklung, die sich im Oktober fortgesetzt hat, betrachten wir natürlich mit Sorge“, kommentiert Michael Sallmann, Geschäftsführer der IHK Köln und Leiter der Zweigstelle Oberberg, diese Ergebnisse: „So sehr wir uns darüber freuen, dass sich der gewerblich-technische Bereich stabilisiert und sogar noch verbessert hat, bedrückt uns der Rückgang bei den kaufmännischen Berufen.“ Auch in einer so industriell geprägten Wirtschaft wie in Oberberg seien natürlich auch die kaufmännischen Berufsfelder wichtig.

 

„Viele Unternehmen melden uns, dass sie keine geeigneten Bewerber/innen für die zum Teil anspruchsvollen kaufmännischen Ausbildungsberufe gefunden haben“, erklärt Sallmann. „Und wenn dann die Konjunkturaussichten eher eingetrübt sind, brechen die Unternehmen weitere Suchanstrengungen eher ab als in Boomzeiten, in denen sie un­bedingt eigenen Nachwuchs ausbilden wollen und müssen.“ Diese Stellen blieben dann unbesetzt. Sallmann weiter: „Umso erfreulicher ist es, dass es bei den Verkäufern/innen einen Anstieg der einge­tragenen Verträge gegeben hat. Vielleicht ist das ein Hinweis darauf, dass die Betriebe auch schwächeren Kandidaten zunächst mit einem zweijährigen Ausbildungsvertrag eine Chance gegeben wird.“

 

Insgesamt sei auch im Jahr 2012 die Ausbildungsleistung der IHK-Betriebe in Oberberg aus Sicht der IHK auf gewohnt hohem Niveau. „Die guten Zahlen bei den gewerblich-techni­schen Ausbildungsverträgen und bei den Industriekaufleuten zeigen, dass die Oberberg prägende Industrie weiter auf eigenen Fachkräftenachwuchs setzt“, erklärt Sallmann. Und dies sei angesichts der absehbaren Entwicklung der Schülerzahlen auch richtig. Schon heute haben immer mehr Betriebe Probleme, ihre freien Ausbildungsplätze mit geeigneten Kandidaten zu besetzen. „Wir als IHK werden zusammen mit allen anderen Arbeitsmarkt­akteuren weiter für die Berufsausbildung im Dualen System werben und zugleich die Be­rufswahlorientierung in den Schulen verbessern. Denn: Nur wer weiß, welche Möglichkeiten eine berufliche Aus­bildung bietet und was für Chancen es in den Unternehmen in Oberberg gibt, kann sich richtig entscheiden.“

 

Die IHK Köln verzeichnete bis zum 30. September 2012 in ihrem Bezirk (Köln, Leverkusen, Oberbergischer Kreis, Rhein-Erft-Kreis, Rheinisch-Bergischer Kreis) 9.009 neu eingetrage­ne Ausbildungsverträge. Das entspricht einem leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr von 1,3 Prozent oder 116 Ausbildungsstellen.

 

 

Agentur für Arbeit: Mehr Bewerber/innen und weniger Stellen – Besetzung der offenen Stellen erfolgreich

Das der Agentur für Arbeit gemeldete Angebot an Ausbildungsstellen der oberbergi­schen Betriebe und Verwaltungen hat sich zwischen Oktober 2011 und Ende Septem­ber 2012 leicht verringert. Gleichzeitig bewarben sich deutlich mehr junge Männer und Frauen über die Berufsberatung um eine Ausbildungsstelle. Hier zeigt sich der Erfolg der intensiven Beratungsarbeit der Berufsberater – es wurden viele Veranstaltungen wie Bewerbertage und Azubi-Speeddatings angeboten. Die Betreuung in den Berufskollegs wurde ebenfalls intensiviert. Leider zeigte sich aus Sicht der Agentur der Ausbildungs­markt als für vermeintlich Schwächere nicht so aufnahmefähig wie noch zu Jahres­beginn erwartet. Ebenso ist festzustellen, dass die Anforderungen der Betriebe und die Vorstellungen der Bewerber/innen teilweise nicht zusammen passen. Dennoch konnten die  angebotenen Ausbildungsplätze zu einem großen Teil besetzt werden.

 

Im abgelaufenen Berufsberatungsjahr hatten die Betriebe Vermittlungsaufträge für 1.294 freie Berufsausbildungsstellen erteilt, 90 Stellen – oder 6,5 Prozent – weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig hatten sich 2.320 Ausbildungsbewerber/innen gemeldet, 464 oder 25,0 Prozent mehr als 2011. Ende September waren noch 68 Ausbildungsstellen unbe­setzt, 38 (oder 35,8 Prozent) weniger als 2011. Gleichzeitig galten noch 118 Be­werber/ innen als unversorgt, 44 (oder 59,5 Prozent) mehr als im Vorjahr. Der Rück­gang bei den gemeldeten Ausbildungsstellen ist unter anderem damit zu er­klären, dass sich erfreulicherweise immer mehr Betriebe an Schulpartnerschaften, Berufsfelderkun­dungen und ähnlichen Aktionen beteiligen und daher schon sehr frühzeitig – auch über Praktika – Auszubildende gewinnen und diese Stellen dann nicht mehr der Agentur für Arbeit gemeldet werden.

 

Der Schwerpunkt der von  oberbergische Wirtschaft angebotenen Ausbildungsstellen lag im verarbeitenden Gewerbe, gefolgt vom Handel. Auf der Bewerberseite hat sich die Nachfrage insbesondere bei den Produktions- und den Dienstleistungsbe­rufen erhöht. Auch im Bereich Gesundheit und Soziales ist ein verstärktes Interesse der Bewerber erkennbar. Der Personenkreis der Bewerber setzt sich in hohem Maße aus Absolven­ten des berufs­bildenden Schulwesens (51,6 Prozent) zusammen und weniger aus den­jenigen, die aus einer allgemeinbildenden Schule (43,8 Prozent) kommen. Das Ver­schie­ben der Berufs­wahlentscheidung wirkt sich dabei auch nachteilig aus, denn der Anteil der Ab­sol­venten der berufsbildenden Schulen an den unversorgten Bewerbern ist mit 63,6 Prozent über­proportional hoch. Als entscheidender Faktor zeigte sich erneut weniger der grundsätz­liche Schulabschluss als das erreichte Notenniveau. Bewerber mit guten schulischen Leistungen finden meist sehr schnell eine Ausbildungsstelle.

 

Die Agentur appelliert an die Arbeitgeber, auch vermeintlich Schwächeren eine Chance zu geben, denn bei jungen Menschen geben Noten nicht immer das tatsächliche Potenzial des Bewerbers/der Bewerberin wirklich wider. „Die Betriebe müssen sich allerdings bewusst werden, dass Ausbildung eventuell eine besondere Unterstützung des Auszubildenden durch die ganze Ausbildungszeit hindurch bedeuten kann“, sagt Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. „Dies kann dann auch mühsam sein. Andererseits können sich die Unter­nehmen so die dringend benötigten Fachkräfte sichern.“

Es konnten bereits jetzt rund 600 Bewerber für das nächste Ausbildungsjahr 2013 ge­wonnen werden. Dies ist eine erfreuliche Zahl, die auch auf die hohen Abgangszahlen aufgrund des doppelten Abiturjahrganges zurückzuführen ist. „Die Betriebe sollten die sich daraus bietenden Chancen nutzen und ausreichend Auszubildende einstellen – denn diese sind die Fachkräfte von morgen!“

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