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Windkraft in Nümbrecht: Viel Wind um Nichts

Nümbrecht – In einigen Orten der Gemeinde Nümbrecht kocht derzeit die Luft, eine Bürgerinitiative wurde gegründet. Der Grund: In Oberstaffelbach, einem recht beschaulichen Örtchen zwischen Marienberghausen und Wiehl-Drabenderhöhe gelegen, sollen drei Windkraftanlagen entstehen.

„Und das sind keine normalen Windräder, es sollen die größten installiert werden, die eine Nabenhöhe von 140 Metern haben“, erklärt Frank Henning, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Gegenwind Oberstaffelbach“. Somit wären die Windräder am höchsten Flügelpunkt höher als der Kölner Dom. Eine Tatsache, die man in den angrenzenden Orten nicht hinnehmen will. Neben der „Verschandelung der Landschaft“ geht es den Bürgern auch um Themen wie Lärmbelästigung, Schattenwurf und die Auswirkungen auf die vorhandene Tierwelt. Schließlich sei der geplante Standort Einzugsgebiet des Rotmilans.

Henning: „Zwar ist das Gebiet kein offizielles Schutzgebiet, aber dennoch gibt es Gerichtsurteile, die besagen, dass dort, wo der Rotmilan heimisch ist, keine Windräder gebaut werden dürfen.“ Außerdem seien dort auch andere Tierarten, die es zu schützen gelte, zu finden.

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Sieht den geplanten Windkraftanlagen eher gelassen entgegen: Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius – Archivbild: Uwe Schlegelmilch.

Als weiteren Kritikpunkt führt Henning den Bau an. „Um die Windräder zu installieren, müssen Fundamente gebaut werden, die 40 Meter tief sind. Hinzu kommt, dass das Erdreich von schweren Lkw abtransportiert und auch die Bauteile für die Räder irgendwie angeliefert werden müssen. Dafür muss Wald weichen, und das geht nicht.“ Auf eines legt der Vorsitzende der Bürgerinitiative aber großen Wert: „Wir sind nicht generell gegen Windkraftanlagen, nur explizit gegen diesen einen Standort. Windräder sollten da gebaut werden, wo die Anlagen auch aufgrund des Windaufkommens sinnvoll genutzt werden können. Auch sollten sie lieber an Standorten entstehen, die eh schon vorbelastet sind, zum Beispiel an Autobahnen.“ In Deutschland brauche man erneuerbare Energien, aber die Standorte müssten dafür sinnvoll gewählt werden.

Viel Gegenwind, der Hilko Redenius da entgegen bläst: Doch Nümbrechts Bürgermeister kann den Gegnern der Windkraftanlagen sprichwörtlich den Wind aus den Segeln nehmen: „Es ist noch gar nichts entschieden. Frühestens im Herbst können wir sagen, ob gebaut wird oder nicht.“ Schon 2003 war die Gemeinde verpflichtet, Windvorrangflächen auszuweisen. Insgesamt 16 potentielle Standorte hatte die Gemeinde gefunden. Von denen sind jetzt aber nur noch zwölf aktuell.

Diese Standorte, die sich im gesamten Gemeindegebiet befinden, werden derzeit geprüft. Redenius: „Zwei Dinge stehen fest. Erstens: Wenn der Gutachter sagt, dass an einen Standort nicht gebaut werden darf, dann wird dort auch nicht gebaut. Bekommen wir aber das Okay, dann werden wir auf jeden Fall selbst bauen.“

Der mögliche Bau von Windkraftanlagen sei auch Bestandteil des Klimaschutzkonzeptes für die Gemeinde, welches bereits 2009 beantragt und im letzten Herbst vorgestellt wurde. „Wir haben uns vorgenommen, dass bis 2050 die Emissionen, die abgegeben werden, auch vor Ort selbst produziert werden.“ Um dies zu erreichen, werde empfohlen, eine Klimaschutzmanagerin einzustellen. Diese soll dann prüfen, wie auch in den Privathaushalten Energie gespart werden kann. Als zweiten Punkt werde die Installation von sogenannten „Güllekraftwerken“ überprüft. Redenius: „Wir leben hier auf dem Land, in fast jedem Ort gibt es einen Landwirt. Durch die Güllekraftwerke kann dieser den Ort mit Energie versorgen.“ Als letzter Punkt werde über die Produktion von Windenergie gesprochen.

Auch wenn die Gegner kritisieren, dass es nicht genügend Wind gebe, ist Redenius sicher, dass sich die Windkraftanlagen lohnen. „Messungen haben ergeben, dass wir auf der Höhe von 140 Metern Windgeschwindigkeiten von 6,2 bis 6,3 Meter pro Sekunde haben. Ein Windrad ist ab Geschwindigkeiten von 5 Metern pro Sekunde aber schon rentabel.“

Die Fragen und Sorgen der Bürger aus Oberstaffelbach, Krahm und Nallingen habe man zur Kenntnis genommen und auch schon in öffentlichen Sitzungen der betreffenden Ausschüsse diskutiert und nehme diese auch ernst. Jetzt hieße es erst einmal die Gutachten abzuwarten. Weitere Planungen werde man im Herbst unternehmen können.

Veröffentlicht von:

ARKM-Zentralredaktion
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