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Eine Plastiktüte voller Leben: Karikaturenausstellung im Mehrgenerationenhaus

Marienheide – Was für eine Zivilcourage, sich in die Öffentlichkeit zu stellen und aus dem eigenen Leben zu berichten, vor allem, wenn es um Flucht und Vertreibung geht, um die Bedrohung der eigenen Existenz und den Mut, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Im Mehrgenerationenhaus „Netzwerk Heilteich“ in Marienheide unter Leitung von Dunja Kühr-Honermann haben das drei Menschen aus Togo, aus Eritrea und dem Kosovo auf sich genommen. Sie kamen zur Ausstellungseröffnung von „Eine Plastiktüte voller Leben“ und berichteten aus ihrem Leben.

Eröffnet hast sie Franz-Josef Heimann, Stellvertretender Geschäftsführer des Caritasverbands Oberberg, mit einem Appell von Papst Franziskus an den Mut jedes einzelnen, statt die Zerstörung der eigenen Identität zu befürchten, sich mutig und großherzig zu öffnen : „Wie schön sind Städte, die das krankhafte Misstrauen überwinden, die andere mit ihrer Verschiedenheit eingliedern und aus dieser Integration einen Entwicklungsfaktor machen“. Anlässlich der Jahreskampagne „Weit weg ist näher als du denkst“ des Deutschen Caritasverbands kann man sich im Aufenthaltsraum des Mehrgenerationenhauses Karikaturen von Thomas Plaßmann um Thema Flucht und Fremdenfeindlichkeit bis zum 23. April anschauen.

Foto: Caritas Oberberg
Foto: Caritas Oberberg

Die Zeichnungen laden zum Schmunzeln ein, doch kann einem das Lachen auch im Halse stecken bleiben. Sehr passend zu den Berichten der drei Zugereisten, die in Marienheide wohnen. Dazu berichtete Christine Althöfer, Mitarbeiterin der Beratungsstelle für ausländische Flüchtlinge der Diakonie des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger, und nannte die aktuellen Zahlen. Abousatou Alogbleto aus Togo ist seit fast zwanzig Jahren in Deutschland und hat die beiden ältesten Kinder mittlerweile im Studium. Sie war direkt aus Afrika mit dem Flugzeug ihrem Mann nachgeflogen, nachdem er in Deutschland eine neue Existenz aufgebaut hatte. Es geht ihr und der Familie mittlerweile gut, doch wenn sie berichtet, dann kommen die vielen schlimmen Erinnerungen wieder in ihr hoc, und sie kann kaum weiter erzählen.

Obwohl Gabriele Goldschmidt, Koordinatorin des Fachdienstes Integration und Migration des Caritasverbands Oberberg , die Runde einfühlsam moderiert. Sie lässt auch Angosom Mihariaus Eritrea zu Wort kommen, einen jungen Mann, der noch auf seine Aufenthaltsgenehmigung wartet und noch nicht Schule oder Ausbildung beginnen darf. Er teilt sich im Übergangswohnheim ein Zimmer mit einem Schicksalsgefährten, nachdem er auf seiner Flucht durch viele Länder Europas geirrt war. Nichts ersehnt er sich mehr als die Erlaubnis, eine Ausbildung anfangen zu können, eine Arbeit zu finden und sich auf diese Weise in die Gesellschaft zu integrieren.

Aijshe Sadrija war mit ihrem Mann auf einem Weg aus den Wirren des Kosovo entkommen, der durch die Bilder im Fernsehen geläufiger ist: auf einem Boot, obwohl wie nicht schwimmen kann. Doch sie berichtet, dass sie in ihrer Not zusammen mit ihrem Mann alles auf sich genommen hätte in der Hoffnung, dass sie durch die Flucht ein besseres Leben finden können. Auch sie berichtet, dass es ihr und ihrer Familie mittlerweile gut geht, dass die beiden älteren Kinder inzwischen auf dem Gymnasium zurechtkommen und die dritte die Grundschule in Marienheide besucht. Als Grundlage sehen alle, dass sie ihre Sprachkenntnisse immer weiter verbessern wollen und müssen, um sich besser verständigen zu können, sehen auch dabei Unterstützung von den Menschen um sie herum. Eingeladen hat diese drei Anette Molter, die in der Gemeinde Marienheide zuständig für die Betreuung von Asylbewerbern ist.

Sie kennt die Nöte und Sorgen dieser Menschen und steht so gut in Kontakt mit ihnen, dass genügend Vertrauen auch für eine solche Veranstaltung wie im Mehrgenerationenhaus in Marienheide möglich ist. Bildunterzeile: Aijsche Sadrija aus dem Kosovo, Abousatou Alogbleto aus Togo und Angosom Mihari aus Eritrea im Gespräch mit Gabriele Goldschmidt, Koordinatorin des Fachdienstes Migration und Integration des Caritasverbands Oberberg.

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