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Eine Erfolgsgeschichte – 50 Jahre Waldjugend Windfus

Reichshof – Kinder und Jugendliche, die an einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung interessiert sind und sich aktiv am Schutz unserer Natur und Umwelt einsetzen möchten, haben seit 50 Jahren eine Heimat im oberbergischen Reichshof-Windfus. 1963 war die Geburtsstunde im Staatsforst Puhlbruch. Sieben Jungendliche und das Försterehepaar Jochim und Ruth Hecht wollten nicht zusehen, wie über die kränkelnden Wälder geredet wurde, sondern mit phantasievollen und kreativen Aktionen aufklären und selbst für die bedrohte Umwelt Hand anlegen.

44 Jahre leitete Lothar Selbach die Waldjugend Windfus, der sie auch gründete, um dann die Führungsaufgaben in die Hände von Barbara Schneider zu übergeben. Beide wurden und werden von engagierten Vorstandsmitgliedern unterstützt. Ausgangspunkt ihrer Arbeit war eine in Eigenregie errichtete Blockhütte.

1967 wurde dann das erste Waldjugendheim in Deutschland seiner Bestimmung übergeben, das die Jugendlichen mit ihren Eltern und der Dorfgemeinschaft errichteten. Die Ausstattung des 240 Quadratmeter großen Jugendheimes lässt kaum Wünsche offen, die Freizeit sinnvoll zu gestalten.

Umweltmaßnahmen finden überregional Beachtung

Mit viel Freude legten die Kinder und Jugendlichen neun Biotope und drei Hecken an, errichteten drei Streuobstwiesen, pflanzten mehrere tausend Laubbäume, bauten über 300 Nistkästen. Die Errichtung und Betreuung des Waldlehrpfades im Puhlbruch, in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Wald und Holz, erfordert bis heute unendliche Arbeitseinsätze. 28 Ameisenhügel versetzte man aus bedrohten Gebieten und errichtete zwölf Schutzhauben. Auch die Unterschutzstellung und Pflege des Wacholdergebietes Wildberg über einen Zeitraum von 30 Jahren wurde von den Bewohnern aufmerksam begleitet.

Überregional sorgten der Kauf einer Vogelschutz-Insel im Mittelmeer und der Transport von mehreren tausend Bäumen in die Dürregebiete von Afrika für Aufsehen. Das Geld hierfür erarbeiteten sich die Kinder und Jugendliche durch unterschiedlichste Veranstaltungen. Zwei ausgediente Wasserhochbehälter wurden in Fledermausquartiere umgebaut. Eine Kraftanstrengung über Jahre war die Unterschutzstellung von 340 ha des wertvollen Bergwaldes Puhlbruch, mit einer Gesamtfläche von 580 ha. Unbändiger Einsatzwillen der Naturschützer war hierfür erforderlich die notwendigen Weichenstellungen zu schaffen. Das nur vier Jahre später dieses Biotop erneut zur Disposition stand, hat tiefe Wunden in die Glaubwürdigkeit der regionalen Politik bei der Waldjugend hinterlassen.

„Ehrenamtliche Handwerker“ mit Pinsel und Farbe bei der Arbeit
„Ehrenamtliche Handwerker“ mit Pinsel und Farbe bei der Arbeit

Jugendliche aus zwölf Nationen zu Gast

Vielseitigkeit ist das Markenzeichen der Waldjugend-Mitglieder, die aus 13 Orten der Region in Windfus zusammen kommen.

Gemeinsames Erleben, wie Singen, Jagdhornblasen, Basare und  Meinungsumfragen veranstalten, Wandern,  Diskussionsrunden, Werkeln oder Forsteinsätze durchführen, vertiefen und fördern die Gemeinschaft. “Das alles gibt dir der Wald“ war eine von mehreren Ausstellungen 1966 in Eckenhagen. Die Mithilfe bei der Dorfverschönerung wurde mit mancher Auszeichnung gewürdigt. Die fünf durchgeführten Walderlebnistage lockten über 30.000 Besucher in das Walddorf. Über 30 verschiedene Umweltschriften, Arbeitsblätter, Aufkleber, Faltblätter  und Plakate,  mit einer Auflage von 58.000  Stück, finden viele Abnehmer.

In positiver Erinnerung bleiben die Begegnungen mit Jugendlichen aus zwölf Nationen. 32 Reisen führte man in die verschiedensten Regionen Europas und Nordamerika durch. 1976 richtete man das Bundeslager mit über 1.000 Teilnehmern in der Herrenwiese aus. Am „Tag der Umwelt“ gab es mehrere Liveschaltungen des ZDF, die europaweit übertragen wurden. In den Jahren 1991 und 2008 war man Gastgeber zweier Landeslager.

Lebendes Denkmal  –  70 Prominente im Zukunftswald

Nicht nur „Der Wald der nächsten Generationen“, sozusagen „ein lebendes Denkmal“, hat den Aktivisten viel Anerkennung gebracht. Jede der Begegnungen mit den 70 Persönlichkeiten aus Naturschutz, Politik, Sport, Fernsehen, Film und Musik, die hier „ihren“ Baum pflanzten, bleibt unvergessen. Mehrere Fernsehsender übertrugen die Veranstaltungen mit Tierforscher und Filmproduzent Heinz Sielmann, Entwicklungshelfer Karlheinz Böhm, Fernseh-Entertainer Rudi Carrell und Boxweltmeister Henry Maske.

Die DWJ hat im Rahmen der von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gesteckten Ziele 50 Jahre lang Aktivitäten entwickelt, die in breiten Bevölkerungskreisen des Bergischen Landes und darüber hinaus Anerkennung gefunden haben. Sie ist zudem eine der am längsten tätigen Naturschutzgruppen dieser Region.

Teamgeist

Dass die Arbeit der Windfuser Waldjugend den heutigen Umfang angenommen hat, ist mehreren Gruppenleitern sowie einigen Eltern zu verdanken. Das Verständnis und die Liebe für das Tier- und Pflanzenleben zu wecken und auch Nichtmitglieder für die Mitarbeit auf dem Gebiet des Naturschutzes und der allgemeinen Jugendarbeit zu gewinnen, wird bis heute erfolgreich praktiziert.

Zünftiges Wettsägen beim Hüttenabend
Zünftiges Wettsägen beim Hüttenabend

Auszeichnungen

Für hervorragende Verdienste auf dem Gebiet des Natur- und Landschaftsschutzes und der Pflege des Waldes wurde die Gruppe 1975 mit dem Umweltschutztaler des Bundesverbandes für Umweltschutz ausgezeichnet. Im Wettbewerb „Naturschutz im Naturpark Bergisches Land“ erhielt die Waldjugend 1983 den zweiten Preis unter 68 Teilnehmern. 1982 zeichnete der Bundesverband der Waldjugend die oberbergischen Naturschützer mit dem „Klaus-Gundelach-Preis“ aus. Im bundesweiten Naturschutzwettbewerb „Jugend schützt die Natur“ wurden die Jugendlichen 1992 in Berlin mit dem ersten Platz bedacht und von Bundesumweltminister Klaus Töpfer und Verhaltensforscher Vitus B. Dröscher geehrt.

Hüttenabend  – zweite Jubiläumsveranstaltung

Nach dem beeindruckenden Besuch von Abenteurer und Tierfilmer Andreas Kieling in Windfus und Eckenhagen, hatten die Windfuser am Wochenende zu einem zünftigen Hüttenabend eingeladen. Horstleiterin (Vorsitzende) Barbara Schneider begrüßte die vielen Besucher im Waldjugendheim und dankte allen Helfern die auch diese Veranstaltung zu einem Erfolg werden ließen. Für Kurzweil sorgten zünftige Gesellschaftsspiele. Ihr Dank richtete sich auch an die „Handwerker“ aus den eigenen Reihen, die mit großem Engagement dem Jugendheim rundum einen neuen Anstrich gaben.

Veröffentlicht von:

ARKM-Zentralredaktion
Die Zentral-Redaktion erreichen per Mail redaktion@oberberg-nachrichten.de

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