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VfL will die Festung der “Handballritter” stürmen

Im Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger spielt Gummersbach am Sonntag (Anwurf: 19.00 Uhr) gegen den slowenischen Serienmeister HC Celje, den ehemaligen Club von VfL-Schlussmann Aljosa Rezar.

Der trug beim letzten Aufeinandertreffen der beiden europäischen Traditionsclubs noch das Trikot der Slowenen. In der Champions-League-Saison 2006/07 spielte man in der Vorrunde gegeneinander. Ergebnis: Gummersbach gewann zu Hause (34:31) und verlor in der Fremde (29:31). Nicht anders ein Jahr später, in der Spielzeit 2007/08: zwei Punkte für den VfL vor eigenen Publikum und null Zähler nach dem Auswärtsspiel in Slowenien. Anders als die Gummersbacher, deren Königsklassen-Erfahrung 2008 in der Hauptrunde endete, blieben die Slowenen weiter Champions-League-Teilnehmer.

Überhaupt ist der Wettbewerb der besten Mannschaften viel mehr die Sache von Celje, als es der Pokalsieger-Cup sein könnte. Dort spielte man zuletzt 2003, scheiterte im Halbfinale allerdings an Ciudad Real. Ansonsten lösten die Slowenen eigentlich jedes Jahr als Meister ihres Heimatlandes – siebzehn Titel wurden seit 1992 geholt – das Ticket für die Königsklasse. In den Jahren 1997 bis 2001 erreichte man immer das CL-Halbfinale, wobei alleine dreimal der FC Barcelona Gegner war und jedes Mal gewann. In der Saison 2001/02 scheiterte man im Viertelfinale am späteren Sieger, dem SC Magdeburg.

Die international erfolgreichste Saison für Celje war 2003/04. Im Champions-League-Finale triumphierte man gegen die SG Flensburg-Handewitt. Die EHF Champions Trophy holte man sich durch einen Sieg gegen den THW Kiel. Den damaligen Kader zierten Weltklasseleute wie Siarhei Rutenka, Renato Vugrinec, Eduard Kokscharow oder Dejan Peric. Auf dem Weg zum Titel räumte man unter anderem Ademar Leon aus dem Weg und sicherte sich dadurch einen Eintrag in den Handball-Geschichtsbüchern. In eigener Halle (34:21) egalisierte Celje das Hinspiel-Debakel (25:38) in Leon. Im Viertelfinale musste sich Lemgo, im Halbfinale Ciudad Real geschlagen geben.

2005 erreichte Celje direkt wieder und damit zum siebten Mal binnen zehn Jahren das Champions-League-Halbfinale, scheiterte allerdings erneut an Barcelona. In den folgenden Jahren war dann immer früher Endstation. In der Saison 2009/10 spielte man nur im EHF-Pokal, nachdem man in der Champions League Qualifikation an Ademar León und den Kadetten Schaffhausen gescheitert war. In der Neuauflage des CL-Finales von 2004 behielt im EHF-Cup diesmal die SG Flensburg Handewitt die Oberhand – allerdings bereits im Viertelfinale. Im vergangenen Jahr kehrte Celje zumindest für die Gruppenphase wieder zurück auf die ganz große Handballbühne, zog dort allerdings in einer Hammergruppe mit dem THW Kiel, Barcelona, den Rhein-Neckar-Löwen und Chambery den Kürzeren. In diesem Jahr also Europapokal der Pokalsieger, der zum letzten Mal ausgespielt wird, ehe der Wettbewerb ab der kommenden Saison mit dem EHF-Cup zusammengeführt wird.

Aljosa Rezar, 2004 als dritter Torwart Champions-League-Sieger geworden: “Die ganz große Zeit liegt schon ein wenig zurück, aber Celje ist, auch wenn sie im letzten Jahr nicht Meister geworden sind, für mich die beste Mannschaft Sloweniens.” Und in Europapokalspielen laufe dann auch das Publikum zur Höchstform auf: “Ich gehe fest davon aus, dass die Zlatorog Hall restlos ausverkauft ist. Dann wird es richtig laut und hitzig werden. Das kann von Vorteil sein für die Heimmannschaft, weil man noch eine Schippe drauf legt. Es kann aber auch ein Vorteil für die Gäste sein, weil die Hausherren überhastet agieren. Wir müssen kühlen Kopf bewahren, dann werden wir gewinnen.”

Die prominentesten Spieler sind sicher “Dauerbrenner” Dejan Peric im Tor, Petar Metlicic im Rückraum und Alem Toskic am Kreis, dazu gibt es eine Vielzahl an jungen und sehr talentierten Spielern, die sich gerade in internationalen Spielen zeigen wollen, damit zum Beispiel Clubs aus der Bundesliga auf sie aufmerksam werden. “Für die Handballer in Slowenien ist die HBL das, was die NBA für die Basketballer ist”, so Rezar. Zu diesen Jungen gehören unter anderem der 22-jährige Serbe Nemanja Zelenovic (Halbrechts), der 20-jährige slowenische Nationalspieler Borut Mackovsek (Halblinks) und der 22-jährige David Razgor als Regisseur.

Die letzten nationalen Titel holte Celje 2010, wurde Meister und Pokalsieger. Letztes Jahr blieben die erfolgsverwöhnten „Handballritter“ – so lassen sich die Spieler für ihre Autogrammkarten ablichten – ohne Pokal. Beide Titel gingen an RK Koper, dem weiteren slowenischen Handballclub von internationalem Format neben Gorenje Velenje.

Trainiert wird Celje seit Sommer 2011 von Vladan Matic, der als Übungsleiter zuvor in Ungarn für Pick Szeged und FTC Budapest tätig war. Mit Szeged wurde er 2008 überraschend ungarischer Meister vor dem Abonnement-Champion MKB Veszprem. Als Spieler gewann er mit der jugoslawischen Nationalmannschaft 1999 und 2001 jeweils Bronze. Verpflichtet wurde Matic übrigens von Roman Pungartnik. Der spielte 2007/08 in Gummersbach, war VfL-Kapitän, kam jedoch unter Trainer Sead Hasanefendic nur noch selten zum Einsatz und verließ das Oberbergische im November 2008 in Richtung der Kadetten Schaffhausen, wo der Linkshänder seine Karriere beendete.

Für das Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger qualifizierte sich der VfL über einen Erfolg gegen den Schweizer Vertreter BSV Bern Muri für die Runde der letzten Vier, Celje setzte sich gegen Benfica Lissabon durch. Beide Teams siegten dabei jeweils im Hinspiel, verloren das Rückspiel, zogen aber dank des besseren Torverhältnisses in das Halbfinale ein. Die Generalprobe vor dem Halbfinalhinspiel ging für beide Mannschaften verloren. Der VfL musste sich unter der Woche dem Tabellenzweiten, der SG Flensburg-Handewitt, knapp mit 30:32 (14:15) geschlagen geben, Celje unterlag dem Tabellenführer Gorenje Velenje zu Hause mit 25:33 (15:19).

Veröffentlicht von:

ARKM-Zentralredaktion
Die Zentral-Redaktion erreichen per Mail redaktion@oberberg-nachrichten.de

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