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Kommentar: Windkraft ja, aber nicht vor der Haustür

Nümbrecht – Die Energiewende ist in aller Munde. Überall in Deutschland werden Häuser energetisch saniert, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Die Automobilindustrie reagiert und entwickelt Elektroautos. Shopping-Zentren und Sporthallen, die neu gebaut werden, werden mit Photovoltaikanlagen ausgestattet, mit denen der Eigenbedarf gedeckt werden soll.

Und auch vor dem Oberbergischen Kreis macht die Energiewende nicht Halt. Bereits 2003 mussten alle Kommunen Windvorrangflächen ausweisen. So auch die Gemeinde Nümbrecht. Jetzt ist der Bau von möglichen Windkraftanlagen hier Gesprächsthema Nummer eins. Überall werden Stimmen laut, dass diese nicht gebaut werden sollen. In den Ortschaften Nallingen, Krahm, Überdorf und Oberstaffelbach haben sich die Anwohner zur „Bürgerinitiative Gegenwind Oberstaffelbach“ zusammengeschlossen und wollen den Bau verhindern. Portrait_klein

Und warum? Weil am geplanten Standort der Rotmilan und Fledermäuse ihr zu Hause haben. Auch befürchtet man Verluste bei der Wohn- und Lebensqualität durch Lärmbelästigung und Schattenwurf. Stattdessen empfiehlt man der Politik, einen sinnvolleren Standort zu suchen. Etwa dort, wo die Landschaft zum Beispiel schon durch Autobahnen in Mitleidenschaft gezogen sind.

Windkraft wird seitens der Bürgerinitiative befürwortet, aber nicht vor der eigenen Haustür. Dann doch bitte lieber im hohen Norden, wo bekanntlich viel Wind weht. Aber wie kommt der Strom ins Oberbergische? Durch neue Hochspannungsleitungen, die man aber eigentlich auch nicht haben will, weil sie – ebenso wie die Windräder – das Landschaftsbild zerstören.

Das wirft dann schon die Frage auf, wie denn in Nümbrecht die Energiewende durchgeführt werden soll? Wenn ein Standort in der Gemeinde für drei Windräder ideal ist, dann der in Oberstaffelbach. Die nächsten Ortschaften sind einige hundert Meter entfernt, so dass die Bevölkerung durch Lärm nicht belästigt werden sollten. Und Bäume, die für den Ausbau der Straßen weichen müssen, lassen sich auch wieder neu pflanzen.

Alles in allem wird in Nümbrecht über ein Thema diskutiert, welches keiner Diskussion bedarf. Denn jeder ist verpflichtet, die Welt für die nächsten Generationen zu erhalten – und auch in Nallingen, Krahm, Überdorf und Oberstaffelbach wohnen Kinder, die auch in einigen Jahren sicherlich noch dort leben möchten.

Vielleicht ist den Nümbrechtern ein Atomkraftwerk ja lieber: Das ist nicht laut, wirft zwar auch einen Schatten, aber dieser bewegt sich nicht so stark wie der der Windradflügel….

Veröffentlicht von:

ARKM-Zentralredaktion
Die Zentral-Redaktion erreichen per Mail redaktion@oberberg-nachrichten.de

Ein Kommentar

  1. Wo bin ich denn hier gelandet? Beim Fachblatt für Polemik?

    Sehr geehrte Frau Hawellek,

    zwar geht es hier um einen Kommentar und da dürfen Sie durchaus Ihre Meinung kundtun, aber von einer Chefredakteurin würde ich mir doch ein wenig mehr Fingerspitzengefühl wünschen.
    Menschen, die sich um die Landschaft sorgen in der sie leben, die sich Sorgen um ihren gesunden Schlaf machen, die bewußt in Gegenden leben in denen man bei Immobilienerwerb nicht damit rechnen mußte dort durch (mittlerweile in Studien nachgewiesene) Beeinträchtigungen durch Infraschall ausgesetzt zu werden – diese Menschen in die “ich-bin-gegen-alles-Ecke“ zu stellen, das ist unterste Schublade.

    Sie können den Bewohnern der betroffenen Orte – hier geht es im übrigen nicht nur um Oberstaffelbach, sondern auch um Breitewiese und umliegende Orte – sie können diesen Bewohnern doch nicht einfach tumbe Verweigerungshaltung unterstellen. Meine Erfahrung ist da eine ganz andere. Die Mehrheit der Bevölkerung ist eindeutig für die Energiewende, aber es kann doch niemanden überraschen dass in Gegenden, in denen die Orte max. 1 km weit auseinander liegen, sich Widerstand formiert. Die Richtlinien zu den Abstandsregelungen in anderen Europäischen Ländern sprechen da eine ganz deutliche Sprache. Von den USA ganz zu schweigen.

    Falls Sie Polemik aber besser verstehen:
    Wenn Sie aber wirklich der Meinung sind hier bestehe kein Diskussionsbedarf, wie Sie es ausdrücken, dann machen Sie sich doch bitte auch für den idealen Standort in ca. 360 m Höhe zwischen L321, K41 und B55 stark. Insbesondere da der Standort Homert ja vielleicht nicht genehmigt wird und die Aggerenergie ausdrücklich die Mindestabstände zu Wohngebieten auf 300 m reduziert haben möchte, haben Sie gute Chancen bald ein 200m Windrad in Ihrer Nähe zu haben. Vielleicht sogar mit Schattenwurf (Dico-Effekt) am Abend. Machen Sie sich aber darauf gefaßt, daß Ihre Nachbarn in Liefenroth, Lobscheid, Dieringhausen und Vollmerhausen nicht mehr so freundlich zu Ihnen sein werden.
    Weiterhin würde mich interessieren, wie Sie alten Baumbestand wieder neu anpflanzen wollen. Ich würde nämlich gerne eine 50 Jahre alte Eiche auf meinem Grundstück versetzen, damit sie zum einen für meine Kinder erhalten bleibt, zum anderen aber meinen Nachbarn nicht die Sonne nimmt. Das nennt man übrigens Interessenabwägung.

    Mit freundlichen Grüßen, ein Leser weniger,
    Ralf Laurent

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